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Die Kaufkraft der Liga scheint robust. Aber das Nord-Süd-Gefälle gibt zu denken.

Nach diesem Wochenende lässt es sich als Stuttgarter prächtig über Fußball schreiben. Schließlich hatten wir am Sonntagabend über 90 Minuten die besten Plätze gebucht. Von wegen erste Reihe! Wir standen sogar noch besser, mitten auf dem Rasen und hatten trotzdem genügend Muse, die Spielkunst des Gegners in allen faszinierenden Details zu bewundern. Darum möchte ich zu Beginn dieses Bulletins den Propheten Matthias Wimpff und Hans-Jürgen Bosch einige tröstende Worte zurufen. Sie waren gestern Nachmittag mit aufrechtem Schwabenherzen nach München gestartet. Später am Abend war der satte Stau auf dem Heimweg noch das Geringste, was ihnen während des kleinen Sonntagsausfluges widerfuhr. Tröstend mag für die Beiden der Blick auf die Prophetentabelle sein. Dort rangieren sie vorne, schon auf dem zweiten Teil des Tableaus auf den Plätzen 11 und 17. Damit übertreffen sie die Platzierung ihres Vereines, was unter 88 Propheten eine durchaus respektable Ausgangsposition für den weiteren Saisonverlauf bedeutet. Tröstlich für uns alle, dass wir nicht mehr überlegen müssen, ob die Partie ein Süd-Derby, Süd-Schlager oder Süd-Gipfel zu nennen ist. Von Gipfel oder Schlager weit entfernt, war sie nichts von alldem. Denn dazu gehören zwei aussichtsreich kämpfende Mannschaften.

Neues aus der Exquisit-Abteilung.

Wenden wir den Blick auf das Erfreuliche: Betrachtet man den Spieltag volkswirtschaftlich, darf man feststellen, dass es wohl bestellt ist um den Wirtschafts- und Fußballstandort Deutschland. Die angesprochenen Bayern investierten 40 Millionen in einen Ingenieur fürs defensive Mittelfeld. Überall reißt man sich um die Kreativen, die Bayern holen einen Ingenieur. Die Penunzen stammen aus der Portokasse. Andächtig staunen die Experten und halten sich zurück. All diejenigen, denen das baskisch vorkommt, schützen sich mit der Bemerkung, dass sie den Spieler zu wenig kennen, um seinen wahren Wert zu beurteilen. Dabei sind Zweifel angebracht. Sicherlich ist es eine herbe Duftmarke, wenn man in der 81. Minute bei eigener 6:1-Führung gegen 10. Mann trocken 40 Millionen auf den Platz bringt, um den eigenen Zuschauern noch etwas zu bieten. Das riecht nach Herr in allen Revieren der Liga. Andererseits darf man auch feststellen, dass dieser Transfer die Liga nur zum Warmlaufen benötigt. Seine eigentliche Bühne ist die Championsleague. Markus Othmer bemerkte völlig zu Recht, dass Xavi Martinez kein Bayerntrikot tragen würde, wenn der europäische Pokal bereits im Trophäenschrank glänzen würde. Xavi Martinez ist ein Produkt aus drei zweiten Plätzen und einer hochroten Birne von Uli Hoeneß. Das stellt zwar eine herzhaft gute Note für Fußballstandort Deutschland dar, bleibt trotzdem verwunderlich. Über Jahre sang man in München das Lied der armen Bundesliga. Heute bietet man Barca an die Wand, wenn es sein muss. Und es muss sein, weil Hoeness die Faxen Dicke hat - nach zwei verlorenen Championsleaguefinals.

Maximale Klasse heißt jetzt die Devise. Dass von den 40 Mio. Ablöse mindestens 15 Mio. baskischer Sturheitszuschlag sind, kümmert dabei wenig. Durch die Besonderheiten von Athletic Bilbao, für die nur baskische Spieler etwas wert sind, wurde der Preis in eine schwindelerregende Höhe getrieben. Um mit einem Bayern-Sponsor zu sprechen: Xavi Martinez ist eine der extremsten Überbewertungen seit der T-Aktie. Schön, dass wir einen Verein in der Bundesliga haben, der sich das leisten kann - und sogar aus eigenverdientem Geld. Insgesamt 70 Millionen (inklusive Mandzukic, Shaqiri und wen noch) „um den Druck auf den bestehenden Kader zu erhöhen“, wie Heynckes es ausdrückt. Respekt! Übrigens, dass Martinez überhaupt wechselwillig ist, liegt vermutlich daran, dass er kein 100%iger Baske ist. Er stammt aus dem artverwandten Navarra, einem Gebiet, welches ich persönlich für gute Weine sehr schätze. Ein solcher Tropfen ist den Bayern zu gönnen. Hoffentlich schätzen sie ihn in ihrer Bierseligkeit.

Second Hand kann auch teuer sein.

Oder sollte man im Sinne der Bunten sagen „Two-in-one“? Wenn man weniger in seiner Portokasse weiß, muss man tricksen. So wie der Hamburger SV. Dort hat man zugelassen, dass die Mannschaft gleich nach dem ersten Spieltag unter Normalnull geredet wurde. Um den Schachzug perfekt zu machen, hat das Team auch so gespielt. Der Trick ist jetzt aufgegangen. Klaus-Michael Kühne, Mehrheitseigner von Kühne + Nagel konnte überzeugt werden, beim Van-der-Vaart-Deal maßgeblich zu unterstützen. Gesprochen wird von einer Ausweitung seines Engagements und einem zinslosen Darlehen für einen Großteil der Transfersumme (13 Millionen). Das freut den Hamburger SV, die Bunte und auch den Wirtschaftsstandort Deutschland, wenn man die Logistik als aussagekräftige Indikatorbranche einschätzt. Dass das Manöver beim Nordderby noch nicht so funktionierte, lag an der Aufstellung von Trainer Fink. Die Eheleute van der Vaart waren auf Haupttribüne Mitte, Reihe 25, Platz 34 und 35 noch nicht richtig eingesetzt. Sie punkteten zwar mit guter Figur, doch so richtig nach vorne bringen konnten sie den HSV noch nicht.

Apropos Style. Mir ist aufgefallen, dass die Sky-Moderatoren neu eingekleidet wurden. Marineblau karierte Krawatten auf leuchtendem Cyan-Hemd. Styled by kik-Filiale Recklinghausen. So will der Bezahlsender offensichtlich aus den leuchtend roten Zahlen rauskommen.

Wer dagegen richtig gut aussieht, ist unser aktueller Propheten-Tabellenführer Matthias Ahrens. Leider weiß ich nicht genau, ob er die grün-weißte Raute im Herzen trägt. Aber wenn das so ist, sollten in seinem Restaurant nicht nur die Fische in der Pfanne verrückt geworden sein. Wer in der Nähe von Bremen-Nord ist, dem sei empfohlen, zuvor im Netz nach Grätenfish zu googlen. Im Moment wird wohl fleißig gebaut, wenn ich das vom Süden aus richtig beurteilen kann. In der Prophetenliga führt er im Moment mit 90 Punkten, davon 5 Volltreffer. Die Propheten Benny Liebner dos Santos, Günter Neumann, Rainer Laubig und Vojko Hochstätter folgend punktgleich. Tatsächlich zeigt sich das Propheten-Feld nach dem zweiten Spieltag eng gedrängt. Während Prophet Roleder zuvor noch auf stolze 102 Punkte kam, reichen nun schon starke 90 Punkte zum Platz an der Sonne. Wer in die Propheten-Tabelle schaut, erkennt am zweiten Spieltag unseren kleinen Zusatz-Service. Hinter den Pfeilen, die für die Propheten aktuelle Richtung anzeigen, scheint nun eine graue Zahl auf. Dabei handelt es sich um die Differenz zur Platzierung des vorigen Spieltages. Besonders Prophet Daniel Fuchs wird sich über diese Zahl freuen. Sie weist sein besonderes Kunststück aus: Er hat sich vom letzten Platz um sage und schreibe 60 Ränge verbessert. Bei weiterer Tabellenkonsolidierung könnte ihm diese Leistung schon den inoffiziellen Titel eines Shootingstars der Saison einbringen.

Eine trotz Bundesligapause sportliche Woche wünscht
mit prophetischen Grüßen

bernd sautter