Da geht noch was!

In der kommenden Saison dürfen die Bundesligisten erstmals den Ärmel ihrer Trikots selbst vermarkten. Supersache!... und wir haben da noch ein paar Ideen... Aber Logo!

Für Werbefritzen ist das Fußballtrikot als Fläche seit jeher ein schwieriges Terrain. Werbung auf dem Trikot war lange Zeit ein rotes Tuch für die meist sehr traditionalistisch gestrickten, älteren Herren, die in der Vergangenheit beim Fußball das Sagen hatten und teilweise heute noch haben. Bis in die Siebzigerjahre hinein galt Trikotwerbung als fast so schlimm wie wildes Plakatieren. Auf ein Trikot gehörte damals nur das Vereinswappen und die Rückennummer, die quasi wie ein Nummernschild den Schiris die korrekte Identifizierung von Bösewichtern auf dem Platz erleichtern sollte. Höchstens noch das Ausrüsterlogo, klein und irgendwo. Mehr nicht. Rückennummern von 1 bis 11 und dazu die Nummern 12 bis 14 für die Trikots der drei Bankdrücker oder ggf. auch mehr. Nach dem Spiel kamen die Trikots in einen Koffer, wurden danach gewaschen und beim nächsten Spiel wieder neu verteilt. In den Neunzigerjahren kam dann die Mode auf, an Spieler feste Nummern zu vergeben und zusätzlich zur Rückennummer noch den Namen des Spielers hinzuzufügen. Brauchte man davor ja eigentlich nicht. Man kannte jeden Spieler. Katsche war eben Katsche und der mit den langen Haaren war der Netzer. So war's.

So viel freier Platz auf einer Fläche, die jeden Samstag gleich mehrfach im Stadion und im Fernsehen von den Fußballern spazieren getragen wurde? Das hat den Werbefritzen vermutlich immer schon schlaflose Nächte bereitet. Dazu hatten viele Spieler in den Sechzigern und Siebzigern ohnehin den Bewegungsradius einer Litfaß-Säule und waren somit bestens als Werbeträger im Standbild und auch im bewegten Bild geeignet. Und so kam, was unweigerlich irgendwann kommen musste. 1967 wagte Wormatia Worms aus Geldnot einen ersten Versuch, Werbung auf dem Trikot zu platzieren: die Buchstaben CAT als Logo der amerikanischen Maschinenbaufirma Caterpillar. Das gleiche Logo, das heute die Jugend auf hippen Monsterschuhen umsonst durch die Gegend trägt. Nope, sagte der DFB! Eintracht Braunschweig war dann 1973 etwas trick- und erfolgreicher. Der Hauptsponsor Günter Mast erkannte das Potenzial und packte Jägermeister-Werbung auf die Trikot-Brust. Werbung für die schon damals beliebte Kräuterschnapsplörre auf einem Trikot? Nope, sagte der DFB! Da könne man ja auch gleich Werbung für Sechsämtertropfen oder Rothhändle auf Kinderfußbällen erlauben.

Der Braunschweiger Oberjägermeister war aber clever und machte auf dem Vereinswappen kurzerhand den Löwen zum Hirsch, zum Jägermeister-Hirsch. Wappen ist ja erlaubt. War ja klar, dass Günter Mast beim DFB damit nicht ganz problemlos durchkam. Wollte er auch gar nicht, denn eine bessere Werbung als das ganze Theater um diese Posse hätte er sich für seine Marke nicht erträumen können. Und das vormalige Tabu war damit endgültig gebrochen. Der VfB Stuttgart folgte 1976 etwas kuscheliger mit der Textilmarke Frottesana, die Düsseldorfer Fortuna mit Allkauf und der HSV mit Campari, was schon etwas weniger provinziell daher kam, genauso wie bei der Frankfurter Eintracht die Marke Remington. Nur bei Kondom-Werbung zog der DFB dann eine moralische Grenze und bremste damit die Homburger und ihren Sponsor London aus. Alles andere ging. Selbst Werbung für die kriminelle Vereinigung Göttinger Gruppe war beim VfB Stuttgart später kein Problem. Und der DFB wäre ja nicht der DFB, wenn er seither diese Trikot-Flächenvermarktung nicht aufs strengste mit Paragraphen benamst ordentlich reglementiert hätte. Und eine kleine Fläche am Trikotärmel links hat sich der DFB in diesem Zuge gleich für sich selbst zur Vermarktung gesichert. Seit Jahren steht da dieser Versanddienstleister Hermes drauf, eine dieser Firmen, die Sendungen garantiert immer nur dann ausliefern, wenn man gerade nicht zuhause ist.

Und diese kleine Fläche am Trikotärmel links, und bitteschön nur links, und exakt in der Größe mit 8 mal 12 Zentimetern bemessen, darf jeder Verein nun den Werbefritzen selbst zum Fraß vorwerfen. Das wird ein Fest, denken die einen, und wittern dicke Batzen an zusätzlichen Einnahmen. Für andere ist das Maß damit voll und sie beklagen bereits die Logo-Wüste Bundesliga. Aber das ist Quatsch, ich bin mir sehr sicher, da geht noch was. Man muss nur zu den Wintersport-Kollegen schauen, etwa beim Skifahren. Überall Werbung! Selbst unter den Skiern. Nur weil man diese Fläche ja während des Fahrens, außer im Unglücksfall, sehr selten sieht, müssen die Sportler ihre Ski außerhalb der Piste ständig durch die Gegend tragen. Selbst wenn sie mal aufs Klo müssen. Und auf jeden Fall wenn eine Kamera in der Nähe ist.

Oder im Eishockey. Die Hockeyspieler sind von Kopf bis Fuß mit Werbung zugepflastert. Helm, Trikot, Hose, Socken, Schuhe und Schläger. Alles voll! Die Größe der Werbung ist egal. Hauptsache der Sponsor steht irgendwie drauf. Selbst auf den Schlittschuhkufen und dem Zahnschutz steht bei manchen Werbung, vermutlich auch noch auf dem Zahnersatz darunter. Die Fläche kann man bei diesen Rabauken praktischerweise wegen der hohen Fluktuation gleich mehrmals in einer Saison vermarkten. Da kann Fußball noch vong lernen. Auf dem Trikot ist ja ohnehin noch jede Menge Platz. Aber Schweißbandwerbung mit LED-Leuchteffekten wäre noch ne Idee. Oder mit akustischer Werbefunktion, etwa durch Mini-Schallsender - "1 Kilo Nacken am Montag bei Aldi nur 4,99" - beim Einwurf in der Nähe des Feld-Mikrofons mal geschickt akustisch mit eingeworfen. Den Körper unter dem Trikot nicht zu vergessen. Der hat bei den wenigen Spielern, die noch nicht von oben bis unten tätowiert sind, allergrößtes Potenzial. Tor schießen, Trikot über den Kopf stülpen und schon ist die Werbung für ein Sixpack Becks-Bier zu sehen. Oder für den Tourismusverband Hochschwarzwald, oder, oder, oder... Mit Temporary Tattoos kein Problem.

Klar, die Zuschauer selbst hat ja auch noch keiner von den Werbefritzen auf dem Schirm. Mal abgesehen von den armen Weißwürstchen in München, die in weißen Ganzkörperkondomen freiwillig das Telekom-T auf der Tribüne bilden. Auch da geht noch was. Schalke etwa will angeblich in die Trikotärmelwerbung für Fan-Trikots den Bezahl-Chip für die Arena-Gastronomie integrieren. Praktisch, weil man dann ne Hand mehr frei hat für vier weitere Becher Veltins und mit der eigentlichen Werbung auf dem Trikot zusätzlich ständig spazieren geht, steht oder sitzt. Wären die Ultras ein bisschen weniger zickig und käuflicher, könnte man von denen nach jedem Torjubel noch ein kleines Werbelied singen lassen... "Eisgekühlter Bommerlunder..." oder "Komm doch, mit auf den Underberg..." oder so ähnlich. Auch die Schiedsrichter könnten ja ein bisschen mehr für die Fußballvermarktung tun, damit dieser schöne Sport nicht vor die Hunde geht. Gelbe und rote Karten ohne Werbe-Aufdruck? Ich bitte Sie! Ein bisschen Dekra-TÜV-Werbung am Ärmel? War's das schon? Zumindest der dritte Schiedsrichter und die Torlinienrichter könnten auch ein Werbe-Sandwich tragen. Oder diese Heerscharen von Ordnern, diese Leute stehen doch ohnehin nur rum und tun nix. Da geht noch jede Menge! Man muss nur wollen!