Der Rote Prophet 13/14: Michl Luz.

Trommelwirbel. Tusch in Moll-Dur. Siegerehrung und Würdigung von Michl Luz, dem Roten Propheten der Saison 13/14. Es war mir eine Ehre.

Er ist der größte Prophet aller Zeiten: Michl Luz, 2,01 groß – der Rote Prophet der Saison 13/14. Heute nachmittag hatte ich die Ehre, ihn in seinem Ateiler zu besuchen. Wortspiele wie „Hast wohl in der Bundesliga den Überblick verloren“ habe ich mal stecken lassen. Stattdessen wollte ich wissen, ob es nicht etwa Absicht war, so verquer zu prophezeien, dass er fast die gesamte Saison nicht vom letzten Platz weggekommen ist. „Ach komm, so schlecht war der Tipp doch gar nicht, meinte er trocken.“ Ich schaute ihm in die Augen, besser gesagt, ich versuchte es, ein Hocker war nicht greifbar. Doch trotz meiner Froschperspektive lege die Hand dafür ins Feuer, also meine Hand: Er hatte es gar nicht auf den letzten Platz abgesehen. Das schreibe ich vor allem den Propheten, von denen ich weiß, dass sie auf den Roten-Propheten-Pokal spekuliert hatten. Da war unter anderem Tobias Dürr, der mir noch Mitte der Saison erzählt hatte, er würde sich jetzt in den Keller verkrümeln wollen. Auch der beste Radfahrer unter den Propheten Martin Idler war lange in den unteren Regionen zu finden. Doch an Michl Luz sind alle gescheitert. Hoffenheim Letzter, Wolfsburg ebenfalls ganz unten – da waren schon ein paar mutige Prophezeiungen drin. Und es ist halt im prophetischen genau so wie im richtigen Leben. „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß“, weiß der große Philosoph Andreas Brehme derlei Situationen treffend einzuordnen. Und so kam eben auch bei Michl Luz eines zum anderen. Anders formuliert: ein verdienter Roter Prophet der Saison 13/14.

„Da bin ich wohl nicht ganz konzentriert gewesen, weißt Du, ich hab da noch kurz vor Schluss die Prophezeiung eingegeben“, erklärte er. In der Tat scheint es sich zu lohnen, sich für die Prophezeiung ein wenig Zeit zu nehmen. Auf den letzten Drücker, mal geschwind, auch das könnte eine Erklärung sein. Doch ich möchte gerne betonen. Michl Luz, der fabelhafte Illustrator, besser: Künstler, hat andere Qualitäten. Wer so gut zeichnen kann, der muss auch nicht noch gut prophezeien können. Die obere Instanz hat eben nicht jedes Talent auf einen Haufen gesch... geschmissen. Die oberste Instanz hat das annähernd gleichmäßig verteilt, annähernd. Jetzt ist der Luz schon so ein kreativer, auf angenehme Art und Weise völlig verrückter Zeichner. Da muss er nicht noch den Lauf der Bälle perfekt vorhersagen. Man kann eben nicht alles haben.

Vom künstlerischen Talent hat er mehr als genug. Davon war ich bei meinem Atelierbesuch so beeindruckt, dass ich gerne noch ein paar Zeilen darüber verlieren will. Sein letztes Projekt hatte er soeben abgeschlossen. Ich hatte das Resultat in der Hand. „Aspetto“, lautet der Titel. „Die kurze Geschichte über das lange Warten eines überragenden Statisten“. In der Tat hatte Michl viele Tage des Sommers auf der Bühne verbracht. Zugegeben, da gehört er auch hin. Aber auf der Opernbühne - da hätte ich nicht mit ihm gerechnet! La Bohème im zweiten Bild. Da stand er ganz vorne auf der Bühne, als Tambourmajor. Ich gehe davon aus, dass er eine gute Figur gemacht hat. Und warum das alles? Wegen der Kunst. Aber nicht der Sangeskunst, wie ich vermute, nein, der gute Michl nahm die Statistenrolle nur an, um sich vor und hinter den Kulissen durchzuzeichnen. Mit Stift und Skizzenbuch in der Hand vertrieb er das lange Warten. Oder andersrum: Er hatte ja die Statistenrolle nur angenommen, damit er ungestört das Leben hinter der Bühne einsaugen konnte, damit er in Ruhe gelassen wird, wenn er nichts zu statistisieren hatte, um in Ruhe seine feinen Detailzeichnungen anzufertigen.tl_files/propheten_dark/stories/Blogpics/14 Blog im Juli/Aspetto.jpg

2 Monate, 20 Proben, teils abends und am Wochenende, um 15 Vorstellungen lang sich jeweils ca. 22,5 Sekunden lange dem Opernpublikum zu präsentieren. Das nahm Michl auf sich, um dieses Büchlein zu erstellen. Ich kann es jedem nur empfehlen, sich dieses Buch mal anzuschauen. „Aspetto. Die kurze Geschichte über das lange Warten eines überragenden Statisten“, gibt es sicherlich bei Michl Luz. Übrigens, das möchte ich nicht verschweigen, auch eine feine künstlerische Möglichkeit für Unternehmen eine ungewöhnliche Broschüre oder ein künstlerisches Weihnachtsgeschenk zu ergattern. Man stelle sich vor, nur einige Tage den Michl Luz holen, vielleicht auch nur ein paar Stunden, und schon ist der ganze Betrieb in Skizzen auf dem Papier. Eine ungewöhnliche Idee, zugegeben. Aber für ungewöhnlich gute Ideen sind ja Michl (und übrigens auch Karius bekannt). Also liebe Kunden, bitte nicht wundern, wenn ich in nächster Zeit auch mal eine gezeichnete Linie unter den Alternativen dabei habe. Der Michl kann’s einfach.

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In einem Punkt hat Michl Luz allerdings Pech gehabt. Er hat den Roten Propheten in der Saison geholt, in der ich noch keine Extrapreise für den letzten Platz ausgelobt habe. Das kann ich an dieser Stelle schon mal versprechen: In dieser Spielzeit wird bei der Bepreisung noch etwas draufgelegt. Gewiss ist der große Ehrenpokal das größte, was man als Prophet erhalten kann, und wie ich finde, immer eine tolle Erwähnung in jedem Lebenslauf. Nehmen wir nur zum Beispiel mal das Xing. Da gibt es seit geraumer Zeit in vielen Persönlichkeitsprofilen die Spalte „Preise“. Jetzt mal ehrlich: Was soll ein normaler Mensch da reinschreiben? Dritter Sieger im Bambini-Turnier 1978/79 mit dem TSV Mägerkingen? See-Pferdchen 1981? 23. Preis bei der Wohltätigkeitstombola des Tennisklubs (eine besticktes Handtuch, gespendet vom Salon Gisela, Hauptstraße 32)? Nee, das sind keine Dinge, die das Xing wissen muss. Roter Prophet 13/14, mit Bild des repräsentativen Pokales, das ist doch was. Das kann man auch ins Xing reinschreiben, und sicherlich auch in seinen Räumen ausstellen. Aber ich bin abgeschweift. Was ich eigentlich ankündigen wollte: in der nächsten Saison werden alle Ehrenpreise mit einem kleinen Schmankerl dotiert sein. Den Pokal gibt’s auf jeden Fall – und dann noch ein kleines, aber überaus wertvolles Extra. Wenn#s bei mir eintrifft, werde ich es vorstellen. Demnächst an dieser Stelle.

Doch auch das Wichtigste will ich nicht vergessen: Die Plattform ist bereit. Eingebungen bitte jetzt eingeben unter Propheten [gt] Mein Tipp. Es ist noch etwas mehr als ein Monat bis zum Ligastart. Wie immer empfehle ich allen Propheten, schon zeitig eine, wenn auch provisorische Prophezeiung zu hinterlegen. Man kann sie ja noch verbessern, so oft man will. Bis zum 22. August geht das. Ein Freitag, wie ich nimmermüde betone. Freitag 20.30 Uhr wird also eingeloggt. Dann geht nix mehr. Jetzt geht noch alles. Michl Luz versprach in den nächsten Stunden einzuloggen. Ich bin gespannt auf seine Eingebungen.