Die beste Liga der Welt

Natürlich die Liga der Propheten! Aber man sollte auch andere Meinungen gelten lassen. Die Diskussion eröffnet das prophetische Bulletin des 17. Spieltags. Inklusive der prophetischen Herbstmeisterschaft.

Zugegeben, die Bundesligavorrunde hatte auch ein paar ärgerliche Entwicklungen parat. Punkt eins: Die Bayern haben die Liga an der Spitze ziemlich langweilig gespielt. Das hätte nicht sein müssen, nicht in dieser Deutlichkeit. Auch Wolfsburg fiel unangenehm auf. Punkt zwei: Hat die Welt schon so scheußliche Trikots gesehen, wie die aktuellen Wolfsburger Auswärtstrikots? War da der Chef-Designer von VW am Werk? Oder trieb der legendäre Farb-Designer „von Garnier“ sein Unwesen, der schon 1974 im aktuellen Sportstudio für Furore sorgte? Nun, von hier aus kann ich auch diesen Punkt nicht klären.

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Vor allem den Dortmundern Fans würden an dieser Stelle noch weitere Ärgernisse einfallen, vermutlich die Punkte drei bis siebzehn. Marco „Rolls“ Reus sogar noch ein paar Punkte mehr. Aber ich will mich nicht in den Saisonbilanzen der einzelnen Teams verfangen, sondern die Perspektive öffnen. Letzte Woche stolperte ich über einen bemerkenswerten Eintrag eines englischen Fußball-Analytikers. Die Überschrift „Die Bundesliga ist die aufregendste Liga der Welt“ hatte mich neugierig gemacht. Ist es nicht die Bundesliga, in der der Meister schon fest steht? Was soll daran bitte noch aufregend sein, außer dem Zeitpunkt, an dem auch Mathematiker den Münchnern zum Titelgewinn gratulieren?

Die englische Sichtweise

Möglicherweise zielt er auf die Spielkultur ab, dachte ich. Das würde mich wundern. Beim sporadischen Betrachten der Premier League umschleicht mich vielmehr der Verdacht, dass die Premier League der Bundesliga weit überlegen ist. Kürzlich sah ich Leicester gegen Liverpool. Was ein kämpferisches Spiel, gespickt mit spielerischen Highlights! Aber man soll nicht von einer kleinen Stichprobe auf alles schließen. Es wäre fahrlässig. Außerdem würde mir Blogger Michael Caley widersprechen. Er hat sich nicht auf Zufälle verlassen, sondern ist der Sache mit wissenschaftlicher Präzision auf den Grund gegangen.

In seiner kenntnisreichen Einleitung schreibt er: „Es gibt viele Wege, Fußball zu genießen. Man kann ein 0:0 gut finden, mit feinem taktischen Spiel und diszipliniertem Zustellen. Man kann sich auch an einem flottes 3:2 erfreuen. Manche finden sogar Chealsea gut. Doch die Allermeisten freuen sich über ein abwechslungsreiches Spiel mit vielen Tor-Szenen.“ Diese aufregenden Spiele finde er, Michael Caley, weniger in England, sondern vor allem in der Bundesliga. „Die Bundesliga ist die aufregendste, schnellste Liga der Welt,“ stellt er fest und tritt den Beweis an. Er analysiert, dass die vielen Chancen, die in Bundesligaspielen zu zählen sind, in der überwiegenden Anzahl keinesfalls der Schwäche der Verteidiger anzulasten sind. Es sei das aggressive Spiel im Mittelfeld, das schnelle Konterspiel und die Spielzüge, die nach Ballgewinn innerhalb sieben Sekunden zu einer Torchance führten, die die Qualität der Bundesliga ausmachen würden. Wer sich ein genaues Bild der Fakten machen will, dem empfehle ich Caley im Original-Ton.

Wie heißt "Gegenpressing" auf englisch?

Michael Caley macht in unserer Liga eine Geschwindigkeitsexplosion aus, die er in dieser Fiorm weltweit für einzigartig hält. Als Hauptverantwortlichen dafür sieht er keinen geringeren als Jürgen Klopp. Er habe seine Version von hohem Pressing vor Jahren in der Liga eingeführt und mittlerweile würden sie viele kopieren, immer auf einige Art, gewiss, aber eben doch ausgehend von Klopp. Er führt unter anderem Roger Schmitt an, der das Klopp’sche „Gegenpressing“ mittlerweile mit allen 10 Feldspielern praktizieren würde. Nun, daran ist manches vereinfacht dargestellt. Schmitt hat seine Art zu pressen nicht von Klopp sondern von Rangnick, aber das sind Feinheiten, die ich Herrn Caley nicht vorwerfen mag. Zu interessant scheint mir sein globaler Blick auf die Dinge. Schön auch, dass er die Vokabel „Gegenpressing“ in seinem englischen Text übernimmt, als Fachbegriff aus dem Halbdeutschen. Wir bedienen in Deutschland des Ausdrucks "Pressing" und schicken als "Gegenpressing" wieder ins Englische zurück. Klasse! Und zum Schluß wird doch alles Esperanto. Offensichtlich gibt es dafür keine geeignete Vokabel im Rein-Englischen. Gerne gebe ich zu, dass ich den Ausdruck „Gegenpressing“ bereits im Deutschen für pleonastisch halte, also für einen „weißen Schimmel“. Pressing ist doch immer „gegen“ etwas oder „gegen“ eine andere Mannschaft. Ohne das „Gegen“ presst man doch ins Leere, dachte ich. Aber die tatsächlich von Klopp geprägte Vorgehensweise hat sich längst ins taktische Wörterbuch eingeschlichen, lange bevor ich meine spitzfindigen Einwendungen geltend gemacht hatte. Wer sich mit den Details dieser Strategie auseinandersetzen möchte, dem empfehle ich die Einlassungen des hervorragenden Taktik-Blogs spielverlagerung.de

Doch zurück zu Caley. Das Resumee des englischen Taktik-Experten stellt unserer Liga ein gutes , ja sehr gutes Zeugnis aus. Und wenn das ein Engländer schreibt, möchte man meinen, sollte Parteilichkeit an dieser Stelle auszuschließen sein. „Immer wieder bei meinen Analysen ragt die Bundeliga heraus. Ihr Tempo ist unrreicht, die Quote der schnellen Gegenstöße ist es ebenfalls. Und man zählt einfach mehr Tore in dieser Liga.“ Ausnahmen bestätigen die Regel, füge ich hinzufügen. Schließlich schreibe ich diese Zeilen, wenige Stunden nachdem ich der Begegnung Stuttgart gegen Paderborn beiwohnen durfte. Ein zweifelhaftes Vergnügen. Schlimmer als Chealsea, würde ich Herrn Caley zurufen wollen. Und sicher schlimmer Luton gegen Swindon Town. Allerdings: Warum Dortmund eine solche Saison spielt, diese Erklärung habe ich weder bei Caley, noch auf spielverlagerung.de gefunden.

Der Punkt, auf den ich eigentlich hinaus will, ist ein anderer. Wenn die Bundesliga so aufregend ist, dann dürfte wohl auch klar sein, dass die kenntnisreichste Tipp-Community ebenfalls ein Adelsprädikat verdient hat. In der Tat scheint der letzte Spieltag der Vorrunde diese Einschätzung zu bestätigen. Fast alle Propheten haben nochmal zugelegt, was den Punktstand betrifft. An der Spitze sieht es im Moment aus wie in der Bundesliga am Tabellenende: alles dicht an dicht. Die ersten 28 Propheten sind nur durch 12 Punkte getrennt. Damit liegt das Feld deutlich enger zusammen als in früheren Spielzeiten. Im Moment führt der Vize-Prophet der Saison 12/13 Marvin Burmester. Mit ihm muss man immer rechnen, am Ende der Spielzeit. Als er seinen Vize-Titel holte, übersprang er am letzten Spieltag 9 Plätze. Seine direkten Wettbewerber mögen vielleicht spekulieren, er hätte einen Frühstart hingelegt. Andererseits: Prophet Burmester darf sich als Herbstmeister feiern lassen. In so fern macht er alles richtig. Ich finde, das ist schon eine Gratulation wert. Aber wie's mit Herbstmeistern so ist: Am ersten Spieltag der Rückrunde scheint der Titel bereits völlig wurscht. So richtig tief in die Analen geht man damit nicht ein. Maximal bis zum Knöchel. Weiter nicht.

Herbstmeisterliches Kopf-an-Kopf-Rennen.

Wenn man genau hinschaut, wundert man sich durchaus, wieso eigentlich Prophet Burmester vorne steht, und nicht der Zweitplatzierte Prophet Cengiz Yildirim. Die Beiden stehen doch gleichauf, oder? Kann ich erklären, auch wenn's jetzt arg spitzfindig wird. Als Erstes zählen die Punkte. Beide weisen 110 Punkte auf. Damit kommt das nächste Kritierium zum Zuge. Es ist die Ziffer am Fähnchen. Diese Ziffer zeigt an, wie viele exakt richtige Platzierungen abgegeben wurden. Marvin Burmester hat Bayern auf 1, Hoffenheim, Hannover und Frankfurt auf den Plätze 7 bis 9 und den Hamburger SV auf 14 genau richtig getroffen. Glatte 5 Volltreffer. Cengiz Yildirim hat ebenfalls 5 Volltreffer. Bayern und Frankfurt, dazu Leverkusen auf 3, Bremen auf dem Relegationsplatz und Freiburg als Tabellenletzter. Nachdem also die beiden ersten Kriterien identisch sind, kommt nun das dritte Kritierium zum Zuge. Hier zeigt sich der entscheidende Unterschied: Prophet Burmester weist satte 5 Prophezeiungen auf, bei denen er nur um einen Tabellenplatz daneben gelegen hat: Wolfsburg, Leverkusen, Gladbach, Schalke und Stuttgart. Prophet Yildirim hat nur deren 4 eine Platzierung daneben gesetzt: Schalke, Frankfurt, Köln und Stuttgart. Klarer Fall von Foto-Finish um die Herbstmeisterschaft.

Mit 7 Volltreffern zur Ehren-Prophetin.

Doch für den herbstliche Ehrenprophetenschaft hätte den Propheten auf den Plätze 1 und 2 alles Volltrefferzählen nichts genützt. Erstes, weil man keine zwei Titel gewinnen kann. Was bedeutet, dass die ersten beiden Propheten gar nicht Ehrenpropheten werden können. Und zweitens, weil die Punktzahl sowieso nicht gereicht hätte. Herbstliche Ehrenprophetin ist Jacqueline Häcker. Tusch! Und zwar unangefochten. Gleich noch ein Tusch! Erstaunliche sieben Volltreffer stehen auf ihrem Konto. Das ist eine tiefe Verneigung wert. Und sicherheitshalber noch ein Tusch. Und ich gebe zu, dass es mich besonders freut, eine Karius-Kollegin unter den Titel-Anwärtern zu wissen. Damit fehlt im Prinzip nur noch eine Ehrung: diejenige des Roten Propheten. In diesem Punkt passierte wenig Überraschendes, wenn man den Verlauf der Vorrunde zu Grunde legt. Prophet Claus Paal belegt diesen Platz schon ein paar Wochen. Und das sogar mit deutlichem Abstand. Man sollte erwähnen, dass Prophet Paal eine der herausragenden Weinregionen Württembergs im baden-württembergischen Landtag vertritt: das Remstal. Darum würde ich mich besonders freuen, ihm am letzten Spieltag die Rote-Propheten-Tasse inklusive des Sonderpreises zu überreichen: eine extrem kostbare Flasche aus dem Hause Fritz Keller, dem Präsidenten des SC Freiburg, der ein mehrfach prämiertes Weingut am Kaiserstuhl besitzt. Doch der letzte Platz von Claus Paal scheint durchaus bedroht. Als Vorletzer lautert Max-Christian Graeff, der große, zweifelhafte Literat aus Luzern. In den letzten beiden Spielzeiten unserer Liga hatten wir einen Galeristen, Prophet Dada Fuchs, und einen Illustrator, Prophet Michl Luz als Roten Propheten gesehen. Mal überlegen, was passt besser in diese Reihe? Ein Politiker oder ein Schriftsteller? Ich bin gespannt, wie der künstlerische Wettbewerb ausgehen wird.

Oh, dabei fällt mir ein: Auch für die weiteren prophetischen Titel habe ich Sonderpreise reserviert. Nur verkündet habe ich sie noch nicht. Nun, das könnte doch ein guter Grund sein, mich vor dem 31. Januar noch einmal zu melden. Einstweilen gehe ich mit dem Bulletin in die Winterpause. Vorher möchte ich noch allen Mitspielern eine frohe Weihnacht prophezeien und natürlich einen extrem guten Rutsch, vielleicht sogar einen mit dem Effekt von Calhanoglu.

Und ach, einen hab ich noch. Weil ich mich vorher über Trikots ausgelassen hatte, hier eine weitere aktuelle Trikot-Kollektion: die vom norwegischen Klub SK Brann Bergen. Könnte passend sein, falls es das Weihnachtsfest hierzulande mal wieder verregnet. Die geneigten Propheten erkennen sicherlich auf den Bild dem merkwürdigen Schimmer. Ja, genau. Bei den Norwegern regnet es öfter. Da hat man sich entschlossen, als Material für Trikots ein gummiartiges Material zu wählen, welches dem Bulletinschreiber unter dem Fachbegriff Latex geläufig ist. Ich finde, die Nachricht ist würdig, das Jahr mit ihr abzuschließen.

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