Die Spiele sind eröffnet!

Während sich an der Copacabana Spritzensportler aus aller Welt vor fast leeren Rängen im fairen Wettkampf messen, waren bereits beim ersten Spieltag der zweiten Liga fast alle Stadien pickepackevoll. Nur im Sandhausener Hardtwald-Stadion sah es gegen Düsseldorf etwas mau aus. Ganze 6500 Zuschauer verfolgten einen munteren Kick, bei dem sich Friedhelm Funkels Fortunen nach einem 2-Tore-Rückstand gegen tapfer verteidigende Sandhäuser zum Schluss wenigstens noch einen glücklichen Punkt sicherten. Allerdings benötigten sie dazu die Mithilfe des Sandhäuser Innenverteidigers Gordon, der den Ball versehentlich an die eigene Torlatte und knapp hinter die Torlinie chippte. Der Torhüter Marco Knaller hatte keine Chance gegen so eine Art Wembley-Tor, über dessen Gültigkeit in Sandhausen und Düsseldorf vermutlich noch Jahrzehnte diskutiert wird.

Das mangelnde Interesse an dem Kick sei durch den Ferienbeginn in Baden-Württemberg entschuldigt. Zieht man die Düsseldorfer Fans ab, war ja immerhin ein Drittel des Dorfes anwesend. Wobei man sich auch fragen muss, wofür der SV Sandhausen ein Stadion mit 15.500 Plätzen benötigt, wenn dort mit Kind und Kegel nur knapp 14.000 Nasen leben. Da war auf dem mit 40.000 Zuschauern fast ausverkauften Betze zum Auftaktspiel am Freitag schon mehr los. Gleich vier Tore bekamen die Lauterer von Hannover eingeschenkt, die damit ihren Favoritenanspruch in der Liga eindrucksvoll unterstrichen. Doch genauer betrachtet war dieser Sieg nicht gar so souverän, wie es das Ergebnis vermuten lässt. Der FCK war ein durchaus ebenbürtiger Gegner, der anfangs kein Glück hatte und später kam auch noch Pech hinzu.

Alle anderen Ergebnisse des Spieltages spiegeln den Alltag in der 2. Liga perfekt wieder. Knappe Siege und Niederlagen, späte Unentschieden und viel Kratzen, Beißen, Hauen und Stechen. Das bekamen auch die Zweitliga-Novizen aus Stuttgart am Montagabend im Top-Spiel gegen den FC St. Pauli zu spüren. Und die gut 60.000 Zuschauer ebenso. Sie bekamen einen Vorgeschmack auf das, was sie im Unterhaus erwartet. So manch einer wird dabei im Kopf die Schraube für Erwartungshaltung ein gutes Stück zurückgedreht haben. Obwohl dort mit Sicherheit zwei Anwärter für die oberen Tabellenränge in einem Spitzenspiel aufeinander trafen, wäre es vermessen von einer hochklassigen Partie zu reden. Das fußballerische Niveau ist in der Zweiten eben selbst im Favoritenkreis eher bescheiden.

Da machen dann die wenigen Highlights umso mehr Spaß. Da ist auf jeden Fall der wieselflinke Pauli-Stürmer Fabrice-Jean Picault zu nennen, der das Führungstor durch Aziz Bouhaddouz vorbereitete. Die Stuttgarter Verteidiger und allen voran der etwas hüftsteif wirkende Stephen Sama müssen sich einige Male gefragt haben, über welche geheimen Superkräfte dieser Picault verfügt. Nach Maxims überragenden Ausgleichstreffer, auch eines der wenigen Highlights, konnten Sama, Sunjic und Co. dann aufatmen, weil Picault bei seiner Auswechslung erschöpft den Platz verließ. Das Spiel wurde danach nicht besser, aber härter. In puncto Zweikampfverhalten und taktischer Theatralik bei kniffligen Situationen haben die Kiezkicker den Schwaben einiges voraus. Bei an sich harmlosen Fouls den sterbenden Schwan geben und wenn es sein muss auch mal die Blutgrätsche ansetzen. So wie Bernd Nehrig, der den nicht gerade zimperlichen Neu-Stuttgarter Hosogai zuerst brutal umsenste und ihm dann im Fallen noch die Stollen durchs Gesicht zog. Hosogai hat's mit etwas Blutverlust überlebt. Ewald Lienen muss gespürt haben, dass Nehring mit einer gelben Karte bestens bedient war und nahm ihn kurz danach sicherheitshalber aus dem Match. Kurz vor Schluss gab's dann noch eine Grätsche von Gentner, mit der er sehr glücklich einen Schuss von Insua einnetzte. Die sehr guten Torhüter auf beiden Seiten sowie Latte und Pfosten verhinderten ansonsten das Schlimmste.

Auch bei anderen Begegnungen dieses Spieltages standen die Torhüter im Mittelpunkt. Der VfL Bochum verdankt beispielsweise seinen 2-1-Auftaktsieg allein einem Patzer des Berliner Union-Keepers Jakob Busk, der ihm und seinem ohnehin schon traurig dreinblickenden Trainer Jens Keller hinterher großen Kummer machte. Da tröstet es auch nicht, dass der eindeutig schlechtere Torhüter der Bochumer Riemann war, der mit einigen Slapstick-reifen Einlagen für Spannung sorgte, jedoch gänzlich folgenlos. Positiv ist dagegen die Leistung des Heidenheimer Keepers Kevin Müller zu vermerken, der mit seinen Glanzparaden vor 11.000 Zuschauern den knappen 1-0 Sieg der Schwaben gegen die merklich überlegenen Auer aus dem Erzgebirge sicherstellte.

Die Abschlusstabelle des ersten Spieltages spiegelt wie die Zuschauerzahlen das Kräfteverhältnis in der Zweiten Liga schon erstaunlich genau wider.

Ob und wie diese Tabelle schon der Vorahnung der weltbesten Zweitliga-Propheten entspricht, wird in Kürze in der geschlossenen Abteilung für Liga-Propheten einzusehen sein.