Feinjustierung oder Finger weg?

Stuttgart raus. Mainz raus. Augsburg raus. Sollte man nochmals feinjustieren - oder doch nicht? Wie wichtig ist der Pokal eigentlich für die Liga? Auf diese brennenden Fragen findet das vierte vorsaisonale Bulletin leider auch keine Antwort

Gladbach, Bremen, Nürnberg, Braunschweig – alle sind in der ersten Runde des DFB-Pokals rausgepurzelt. Im letzten Jahr. Und wo sind sie später gelandet? Gladbach auf 6. Bremen auf 12. Die beiden anderen Erstrunden-Opfer waren später tatsächlich die Direktabsteiger. In so fern scheint es verständlich, wenn Propheten nach diesem Wochenende überlegen und einen kritischen Blick auf die eigene Tabelle werfen. Doch andererseits mahnt Prophet Roland Scheffler und erinnert daran, was passiert, wenn man die eigene Prophezeiung nochmal verändert. Am Ende sei es wie in der Kassenschlange, die ja bekanntlich immer dort am langsamsten vorangeht, wo man selbst steht. Ein richtiger Einwand. Das ist so in Mainz. Den Mechanismus kennt man aus München. Das könnte auch beim Prophezeien so funktionieren. Also besser nicht die Kassenschlange wechseln, weil’s nichts nützt, und besser nicht die Prophezeiung verändern, weil sonst gewiss die ursprünglich getippte Reihenfolge eintrifft. Andererseits: Wer kann sich in einem Jahr noch zuverlässig daran erinnern, wie genau er seine Prophezeiung feinjustiert hatte? Gut, die groben Veränderungen, die bleiben in Erinnerung. Die muss der geneigte Prophet später mit Hätte, Wäre, Wenn und mit sich selbst ausmachen.

Prophet Hannes und die Paderborn-Frage.

Doch: Muss man den Tatsachen nicht schonungslos ins Auge sehen? Gerade, wenn beim kritischen Blick auf die eigene Tabelle berechtigte Fragen aufkeimen. Prophet Hannes Krauß-Caesar fängt gleich ganz unten an. „Also ich glaub schon, dass Paderborn eine Überraschung sein könnte,“ verriet er mir unter der Woche nach geschätzten zweieinhalb frischen Fassgetränken: „Unteres Mittelfeld machen die doch mindestens“, da war er sich plötzlich sicher. „Aber andererseits hat sich der Meha verletzt“. Argument und Gegenargument. Prophezeiung und Zweifel. Es sind die großen Entscheidungen, die in der dieser Woche anstehen. Wie schwer wiegt also der lange Ausfall des dominierenden Freistoßschützen des designierten Tabellenletzten? Ich habe nachgeschaut: Noch führt Prophet Hannes Krauß-Caesar den SCP auf dem letzten Platz. Ich bin gespannt, wie er sich entscheiden wird. Paderborn ist ja schließlich auch raus, bei den dummen Dosen aus Leipzig, auch das könnte die Entscheidung des Propheten beeinflussen, der nach wie vor als Rekordhalter in der Volltreffer-Anzahl zu Buche steht. 11 Stück hatte er in der Mitte der vor-vorigen Saison zu Buche stehen, nur ein Spieltag lang, aber immerhin. Aber Paderborn hat aufs Tor geschossen, sogar ein Tor erzielt, das ist doch schon eine bessere Leistung als die der Stuttgarter. Der roten Stuttgarter wohlgemerkt. Die Blauen spielten ja durchaus ansprechend.

Oh, wie schön war's damals in Bochum.

Definitiv raus ist also der VfB. Ohne Torschuss raus. Ich war zum fraglichen Zeitpunkt im DaimlerStadion. Wollte eigentlich nichts aus Bochum wissen, aber es half ja nichts. An den Minen der feixenden Kickersfans war abzulesen, was in Bochum passiert war. Der VfB hat übrigens in dieser Saison einen Dauerkarten-Rekord aufgestellt. Man fragt sich schon, was all die Leute dazu bewegt, sich das 17 Mal im Stadion anzuschauen. Davon mindestens 5 Mal bei Eiseskälte. Vermutlich nur wegen der schönen Erinnerung, spekulierten die Stuttgarter Nachrichten kürzlich. Da erinnere ich mich gerne, als der VfB vor ein paar Jahren nach Bochum fuhr. Damals haben wir nicht nur aufs Tor geschossen, sondern auch noch gewonnen. Damals war ich unterwegs mit dem Propheten Hakan Schäl. Kaum vorstellbar, dass es für uns um die deutsche Meisterschaft ging. Es war der vorletzte Spieltag, Bochum führte zweimal, der VfB glich zweimal aus und ging danach in Führung. Weil zeitgleich die Dortmunder einen 2:0-Derbysieg gegen Schalke ins Ziel brachten, konnten wir an diesem vorletzten Spieltag am bisherigen Tabellenführer Schalke vorbeiziehen und dafür sorgen, dass die meisterlose Phase der Schalker um einige Jahre prolongiert wurde. Das alles wäre natürlich nicht passiert, wenn wir, Hakan und ich, den Kopfball des freistehenden Bochumers Dabrowski nicht mit vereinten Stimmen in die Arme von Timo Hildebrand gebrüllt hätten. 3 Meter vor dem Tor, drei Minuten vor Schluss – und dem umherirrenden Hildebrandt genau in die Arme. So war das damals. Schöne Erinnerungen. Und heute? Heute setzt Prophet Hakan Schäl seinen VfB auf Platz 9. Den VfB als Meister zu tippen, das traut sich kein Prophet, der bei Sinnen ist. Um ein Spiel zu gewinnen, sollte man mindestens aufs Tor schießen, da muss man kein Prophet sein.

Apropos Schalke. Sie absolvieren zwar erst am Montag ihr Problemspiel in Dresden, trotzdem offenbart sich eine gewisse Zurückhaltung unter den Schalke-Propheten. Nicht so dramatisch, wie bei den Stuttgarter, doch muss man zugeben: Es scheint so, als würden die Königsblauen die etablierte Hackordnung (Erst Bayern, dann nix, dann Dortmund, dann wieder lange nichts...) akzeptieren. Natürlich wird kein Königsblauer den BVB auf den Meisterthron setzen. Aber die eigenen Schalker eben auch nicht. Es findet sich aktuell kein Schalker, der das Herz in beide Hände nimmt und seine Schalker auf Platz 1 setzt. Übrigens habe ich auch noch keinen Geißbock gefunden, der seine Kölner auf Platz 1 setzt. Und das, obwohl man sich dort bereits angeschaut hat, ob der hohe Championsleague-Pokal in die kleine Vitrine im Geißbock-Heim passt. Aber Prophet Krauß-Caesar bleibt realistisch. Und auch Prophetin Dagmar Floßdorf, eine der lautesten Kölle-Hymnensängerinnen unter dem Dom, bleibt überraschend defensiv. Platz 15 für die Kölner. Dabei hätte ich doch gedacht, dass sie die Ihren mindestens in die Euroleague tippt.

Stuttgart, raus. Mainz raus, Augsburg raus, Paderborn auch, aber nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Werder überraschenderweise weiter. Ist das jetzt relevant für die Prophezeiung? Alle Propheten haben noch einige Tage Bedenkzeit. Um weitere Verwirrung zu stiften, habe ich einen aktuellen Blick auf die Durchschnittsprophezeiungen geworfen. Und siehe da: Schon sind Stuttgart und Mainz einige Plätze nach unten gerutscht. Bayern endlich an Dortmund vorbei, damit war zu rechnen. Der Senkrechtstart von Paderborn lässt noch auf sich warten.

 

FC Bayern München

 
 

1.68

 
 

Borussia Dortmund

 
 

1.8

 
 

Bayer 04 Leverkusen

 
 

3.94

 
 

FC Schalke 04

 
 

4.38

 
 

VfL Wolfsburg

 
 

5.53

 
 

Borussia Mönchengladbach

 
 

5.92

 
 

1899 Hoffenheim

 
 

8.88

 
 

VfB Stuttgart

 
 

9.8

 
 

Hannover 96

 
 

10.53

 
 

1. FSV Mainz 05

 
 

11.08

 
 

SV Werder Bremen

 
 

11.82

 
 

Hertha BSC

 
 

12.26

 
 

Hamburger SV

 
 

12.35

 
 

FC Augsburg

 
 

12.53

 
 

Eintracht Frankfurt

 
 

12.85

 
 

SC Freiburg

 
 

13.85

 
 

1. FC Köln

 
 

14.45

 
 

SC Paderborn 07

 
 

17.35

 

 

Ich wünsche allen Propheten ein gutes Händchen bei der (eventuellen) Feinjustierung.