Finale furioso.

Damit hätten selbst die Experten der Experten der Propheten der Liga nicht gerechnet. Ich bin noch ganz außer Atem. Tabelle auf links, alles anders als zuvor. Hoch leben unsere erleuchteten Propheten!

Überall wird gefeiert, in München die Meisterschaft, in Gladbach und Wolfsburg die Quali für die Championsleague, in mehreren größeren Städten wird die Nicht-Abstiegsblamage gefeiert, in Ingolstadt und Darmstadt der Aufstieg, und so weiter und so fort. Nur eine Region fehlt: Franken. Die Erzfeinde aus Fürth und der Club spielten eine Saison, die runterging wie Bier, das schon vor einem Jahr eingeschenkt wurde und überwiegend in der Sonne stand. Nur eines spendete Trost: Das Leid des Anderen. Der Rest war einfach nur zum Vergessen. Während es in Fürth noch einigermaßen abstiegsspannend war, versank der Club dort, wo es fast noch schlimmer ist. Im Mittelmaß der zweiten Liga. Eigentlich war es nur noch traurig in Franken. Wenn da nicht die Liga der Propheten wäre.

Liebe Prophetinnen, liebe Propheten, lieber Karl-Heinz Rummenigge, liebe Kanzlerin, lieber Ansgar Brinkmann, lieber Lionel Messi, lieber Jack White, lieber Depp Blatter, liebe Uwe Seeler, lieber Waldmar Hartmann, lieber Walter Frosch selig, liebe Gisele Bündchen und liebe andere regelmäßige Leserinnen und Leser dieses Bulletins,

der Prophet der Saison 14/15 ist....

Rudolf Büchner!

Rudolf Büchner, Rudolf Büchner, Rudolf Büchner, Rudolf Bücher, Rudolf Bücher, und falls ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt habe:

Rudolf Büchner!

Mein lieber Herr Büchner Rudolf - das war aber mal knapp. Jetzleckmicham... aber mal sowas von. Was ein Finish! Was ein Endspurt. Was eine faustdicke Überraschung auf dem letzten Metern. In den letzten beiden Spieltag noch in Lauerstellung war der Angriff des großen Propheten Rudolf Büchern allerbest getimt. Aus guter Ausgangsposition setzt der allwissende Prophet Büchner am letzten Spieltag zum großen Sprung an. Und wer gedacht hatte, dass ein satter Punktvorsprung von 8 Zählern dem Propheten Georg Graß möglicherweise reichen würde, um die Tabellenführung ins Ziel zu retten, sieht sich getäuscht. Erneut gab es empfindliche Verschiebungen in der Bundesligatabelle. Mehr als die Häfte aller Bundesligaklubs haben sich am letzten Spieltag noch einmal in der Tabelle bewegt. Nur die ersten Vier, Dortmund auf 7, Köln auf 12 und der SC Paderborn auf 18 behielten ihre Plätze. Der Rest rutschte rauf, rutschte runter, wieder rauf und wieder runter, und noch weiter runter und überhaupt geriet alles gründlich durcheinander, im Abstiegkampf sowieso, aber auch im Mittelfeld. Und wer wußte das alles schon vorher:

Rudolf Büchner, ...

der schlauerweise bereits vor der Saison eine Prophezeiung hinterlegt hatte, die der Abschlußtabelle erstaunlich nahe kommt. 124 Punkte und 6 Richtige, das war der Sieg für Rudolf Büchner, den Club-Fan, einen ehemaliger Texter der besten Agentur der Welt Karius [&] Partner in Leonberg. Ewig traurig, dass uns eine solch prophetische Kompetenz von der Fahne wich. Man mußte kein Prophet sein, um zu wissen, welch allumfassender Verlust der Weggang von Rudolf Büchner darstellte, menschlich und prophetisch. Aber es war nicht zu ändern. Prophet Büchner zog es damals in die Heimat, zurück ins Fränkische. Und der einzige Vorteil der ganzen Sache, den ich jetzt darin erkennen kann, ist folgender, dass ich nämlich den wundervollen Satz jedes Live-Reporters bei der Meisterfeier aufschreiben kann. „Da feiert heute eine ganze Region!“. Nun, mindestens eine kleine Region rings um einen Vorgarten in der Nähe von Erlangen.

Nicht weniger sensationell als der große prophetische Sieger Rudolf Büchner, in einem hochklassigen Saisonfinale gegen manch aufstrebende Propheten sich durchgesetzt, und das noch mit Punktvorsprung gegenüber dem Verfolger (was im Gegensatz zum Vorjahr in der Tat als deutlich gelten darf): das ist unser geschätzter und verehrter neuer Vize-Prophet der Spielzeit 14/15: der wundervolle und kenntnisreiche

Markus Herrmann!

Da ich das Saisonfinale weit auswärts angeschaut habe, war ich nicht dabei, wie der amtierende Vize-Prophet Markus Herrmann mit seiner Combo die Nicht-Blamage der Stuttgarter feierte. Doch ich möchte ich meinen, lieber Markus, eine weitere Feier ist fällig. Newcastle Brown Ale mit Flankenschutz und ähnliche Gedecke mögen vom Wirt Deines Vertrauens kredenzt werden, um die Vize-Prophetenschaft gebührend zu begießen. Lieber Markus, lieber Rudolf, bitte habt noch ein wenig Geduld, ich werde gleich am Dienstag die Pokal in die Gravur geben, das dauert gerne mal vierzehn Tage, bis es soweit ist, und ich offiziell die Pokale überreichen kann. Diese Ankündigung gilt auch für die neuen Inhaber der weiteren Ehrentitel dieser Saison. Auch ihnen gilt meine tiefe Verneigung. Was in diesem Falle bedeutet, dass ich vor meinem Schreibtisch knie, die Rücken steif durchgedrückt, die Arme in komisch anmutender Haltung um die Ecken des Tisches geschlungen, so dass ich gerade noch die Tasten erreiche. In dieser demütigen Haltung habe ich die Ehre, das große Vergnügen und die wundervolle Aufgabe, jetzt den Namen des ehrenvollen Propheten zu verkünden, der unter unzähligen 5-Richtigen-Propheten, den besten Tabellenplatz einnimmt: Es ist der wundervolle, hochbegabte

Marvin Burmester!

Prophet Burmester ist damit in der dritten prophetischen Saison der Erste unter uns, der bereits zum zweiten Mal ein Pokal in seinen Trophäenschrank stellen kann. Der Vize-Prophet der Spielzeit 12/13 ist nun auch Ehrenprophet der Spielzeit 14/15. Der alte Wiederholungstäter. Und jetzt schaue man sich bitteschön diesen knappen Zieleinlauf an. Unser großer Prophet Rudolf Büchner hat 6 Richtige. Aber weil Ämterhäufung in deutschen Aufsichtsräten und in der Liga der Propheten nicht opportun erscheint, fällt unser großer, wundervoller, megasupererererer Propheten-Sieger Rudolf Büchner in dieser Wertung nicht mehr ins Gewicht. Und was drängt sich denn volltreffertechnisch bitteschön alles dahinter. Was eine Liste hochkarätiger Propheten ist denn das,... wenn mal alle aufführt die 5 Richtige aufweisen.

Prophet Benny Liebner dos Santos,
Prophet Martin Schölkopf,
Prophet Ralf Ambrosius,
Prophet Martin Gayer,
Prophet Jochen Scheuber,
Prophet Mario Bätzler,
Prophet Wolfgang Rath,
Prophet Benjamin Schweizer,
Prophet Mirko Rajs,
Prophet Hakan Schäl,
und Prophet Manfred Wald.

Satte 11 hochtalentierte Propheten haben fünf Richtige auf dem Konto, mit dem neuen Ehrenpropheten Marvin Burmester sind es also 12 Mann, die auf dieser Position gleichauf liegen. Aber auch daran führt kein Weg vorbei: Ehren-Prophet kann nur einer werden, und die hauchzarte Entscheidung fällt zu Gunsten von Marvin Burmester aus, der unter den genannten 5-Volltreffer-Propheten, die beste Gesamt-Platzierung aufzuweisen hat. Tatsächlich hat Prophet Marvin Burmester stolze 120 Punkte, und man darf es so deutlich sagen: Um einige Haare hätte er die gesamte Prophetenliga gewonnen. Es ist also wie im Fußball: Man kann von Glück sprechen. Aber eben auch davon, dass Prophet Burmester das Glück erzwungen hat. Und ich habe demächst das Glück, ihm die verdiente Auszeichnung dafür zu überreichen. Auch darauf freue ich mich schon jetzt.

Und zum guten Schluß... natürlich mit der besonderen Betonung auf GUT. Wer hat den Wein gewonnen, bei dem ich jetzt fast ein schlechtes Gewissen bekomme? Schon vor der Saison hatte ich für den letzten Platz der Propheten-Liga , als den Ehrentitel des Roten Propheten eine Weinflasche vom Weingut des SC-Freiburg-Präsidenten ausgelobt. Ich dachte, es wäre einen Montagskalauer wert, wenn man ausgerechnet für den Tabellenletzten einen formidablen Tropfen eines Wein-Unternehmers mit dem bezeichnenden Namen Keller auslobt. Praktisch Spitzenwitz. Alle mal kurz gelacht. Und jetzt find ich es gar nicht mehr so witzig. Weil ich mitfühle mit allen Fans des SC Freiburg, und ich weiß sehr wohl, dass einige Propheten darunter sind. Darum möchte ich zuerst allen Freiburgern mein tiefes Mitgefühl ausdrücken – um dann von ganzem Herzen entschlossen die Stimmungslage zu wechseln. Denn, meine lieben Prophetinnen und Propheten, wir haben etwas zu feiern. Der köstliche, vorzüglich gelagerte Tropfen aus dem Weingut Fritz Keller geht mit dem Pokal für den Roten Propheten an den wundervollen, unvergleichlichen, erdement daneben prophezeit habenden...

Gebt mir ein L!...
Gebt mir ein E!...
Gebt mir ein E!...
Gebt mir einen...

Lee Kienle!

Und ich gebe ihm eine Trophäe und einen wundervollen Wein. Und bitte: Gebt mir einige Minuten, um Luft zu holen. War das ein Saisonfinale, ich bin noch ganz fix und fertig.

Andererseits: So fertig kann ich gar nicht sein, damit ich nicht von ganzen Herzen und mit tiefer Dankbarkeit das allerwichtigste an dieser Stelle aufschreibe, in der Hoffnung, dass alle Propheten bis hierhin an den Zeilen geblieben sind.

Allen Propheten vielen, lieben Dank für das Prophet-Sein in dieser Saison. Dangge.