Flutlicht.

Das Propheten-Bulletin des 5. Spieltags mit vielen erleuchtenden Redewendungen. Heute live aus der Wortspielhölle.

An dem Ort, den ich gerne als Neckarstadion bezeichne, leistet man sich manchen Luxus. Man verschenkt Punkte und andere Energien. So leuchtet auch an hellen Tagen bei 15.30-Uhr-Spielen stets das Flutlicht. Der Grund bleibt im Dunkeln.Das Spiel jedenfalls verändert sich dadurch nicht, schon gar nicht zum Besseren. Auch mein Beleuchtungsvorschlag bleibt unbeachtet. Wenn schon was brennen muss, so meine ich, dann doch passend zu den Vereinsfarben bitte rotes Licht. Das besitzt medizinische Wirkung und könnte bei den unangenehmen Schalensitzen den Komfort erhöhen. Und bei den Frostspielen im tiefsten Winter wären einige warme Wellenlängen ebenfalls von Vorteil. Im Spiel gegen Hoffenheim konnte der geneigte Stuttgart Fan bei keinem Roten ein aufgehendes Licht erkennen. Im tristen Nieselregen des gestrigen Abends leuchteten ausschließlich blaue Wellenlängen.

Vollkommen düster blieb am letzten Wochenende das Stadion in Vallecas, einem Vorort von Madrid. Dort wollte Rayo (dt.: Blitz) Vallecano sein Heimspiel gegen das große Real bestreiten und ein wenig Luft aus der bescheiden gefüllten Vereinskasse rauslassen. Top-Zuschlag nennt man diese erhöhten Eintrittspreise in Deutschland. Und auch hierzulande sind sie bei den Fans wenig beliebt. Vor dem Spiel gegen Real lagen über der Fanseele bei Rayo Vallecano schwere Schatten. Das Spiel fiel aus. Der Vorstand tobte und lamentiert über Sabotage. Die dicken Kabel der Lichter über der Haupttribüne waren durchtrennt worden. Die Täter hatten wohl sehr gute Ortskenntnis. Fans von Rayo Vallecano sind als meinungsstark und aktiv bekannt. Sehr freundliche Menschen übrigens, ich erinnere mich an einige Minuten in der Kneipe gegenüber des kleinen Stadions vor einem Spiel gegen Deportivo La Coruna. Offen, gastfreundlich die Menschen und sogar die Bocadillos waren reichlich belegt. Während in vielen spanischen Stadien eher operettenhaftes Publikum das Spiel goutiert, darf die Mannschaft von Rayo auf tatkräftige Unterstützung von den Rängen zählen. Ich gebe zu: Mich würde es nicht wundern, wenn es die Freunde aus der Stadionkneipe waren, die sich an den relevanten Flutlicht-Kabeln zu schaffen gemacht haben. Man muss nicht extra betonen, dass bei den Tätern akute Verdunklungsgefahr besteht.

Wenn von Flutlichtspielen und den damit verbundenen Pannen die Rede ist, darf ich natürlich nicht vergessen, das Auftaktspiel der Saison 2004/2005 zu erwähnen. Bremen empfing an diesem Freitagabend Schalke 04. Die ARD übertrug live. Was dann passierte, kann wohl Prophet Albert Wilkens besser erklären. Er kennt mit der Stadionelektronik in der Arena, die ich gerne Weserstadion nenne. Zwar verfüge ich nicht über die Insiderkenntnisse des Propheten Wilkens, aber ich kann feststellen, dass es zuerst nicht das Flutlicht war, welches damals Fußballdeutschland in eine gewisse Lähmung versetzte. Vielmehr versagte der Rest der Stromversorgung seinen Dienst. Als sich dann die Verantwortlichen entschlossen hatten, das Spiel anpfeifen zu lassen, genau in diesem Moment, fielen 3 von 4 Flutlichtmasten aus. Schnell dämmerte es allen: So konnte es nicht weiter gehen. Auf ndr.de ist nachzulesen, dass eine Starkstrommuffe durchgebrannt war. Ich bin zwar des Elektrischen nicht mächtig, aber vermute, dass sie danach ziemlich muffelig gerochen hat, die gute Muffe. Bei der Muffe handelt es sich wohl um ein Endstück. Auch bei Rohren können hinten Muffen dran sein. Die können zwar nicht durchbrennen, aber überraschend platzen. Man spricht dann von Muffensausen. Unverblümt gesprochen: Schiss. Vielleicht sauste ja den Bremern die Muffe - vor dem Spiel gegen die Schalker. Dieser Teil der Geschichte muss wohl im Dunkeln bleiben. Oder die Schalker hatten den Bremern an der Muffe gepufft. Auch darüber ist nichts im Netz zu lesen, genau so wenig wie über die Herkunft der schönen Redewendung „an der Muffe gepufft“. Falls unter den Propheten jemand die Herkunft der puffenden Muffe erklären kann, freue ich mich auf Zuruf. Auch im Zusammenhang mit der Elektronik im Weserstadion könnte noch Licht ins Dunkel gebracht werden. Prophet Wilkens, bitte übernehmen Sie.

Ich sollte mich vielleicht auf die Themen konzentrieren, die für mich überschaubar sind. Allen voran die Tabellensituation bei den Propheten. Welcome back, Matthias Ahrens an der Spitze der Propheten. Er löst den Ralf Seeger ab, der sich schnell wieder in südlichere Regionen verkrochen hat. Damit ist die Spitze fest in norddeutscher Hand. An Nummer zwei finden wir René Lork, der zwar süddeutsch residiert, aber durch seine 96-Liebe einen nachhaltigen nordischen Einfluss verrät. Die beiden Spitzenreiter können sich an diesem Spieltag also doppelt freuen, über die Spitzenplätze der Propheten-Liga und die Siege ihrer Mannschaften. Ahrens Bremer haben zum wiederholten Male die Freiburger zur Verzweiflung gebracht, Lorks 96er fanden gegen Nürnberg wieder eindrucksvoll in die Spur. So ist unsere Tabelle im Wesentlichen nach Himmelsrichtungen geordnet. Es ist wie auf der Landkarte: Norden ist oben, Süden unten. Grob gesprochen. Schön, wenn die Welt eine einfache Ordnung einnimmt.

Tatsächlich hat der 5. Spieltag die Tabelle nochmals kräftig durcheinander gemischt. Die Annahme, die Tabelle könne sich langsam konsolidieren, hat sich nicht bewahrheitet. An vielen Stellen der Tabelle kam es zu kräftigen Verschiebungen. Der Neuntplatzierte Jürgen Siegl hat ganze 33 Positionen übersprungen und taucht nun auf der ersten Seite des Tableaus auf. Ihm darf ich an dieser Stelle nicht nur sehr herzlich zu seinem Geburtstag gratulieren, sondern auch zu 5 Volltreffern in der Prophetentabelle. Damit führt er in der Sonderwertung der Volltreffer und darf sich Hoffnungen auf den wertvollen Sonderpokal machen, der dafür ausgelobt ist. Auch am Ende der Tabelle heißt es „Welcome back“. Hier entdecke ich den Routinier Dada Fuchs, den ich noch vor kurzem als Shootingstar feiern konnte. Er hat sich offenbar besonnen und zielt nun wieder auf den Pokal des roten Propheten. Doch bei Prophet Fuchs weiß man nie, vielleicht nimmt er nur einen neuen Anlauf. 58 Plätze hatte er am 2. Spieltag gut gemacht, nachdem er am ersten Spieltag das Feld vor sich her getrieben hatte. Jetzt verfügt er wieder die Luft nach oben.