Kaninchen.

Das erste vor-saisonale Bulletin enthüllt den einzig wahren Rücktrittsgrund von Philipp Lahm und blickt auf die erste Durchschnittsprophezeiung. Es ist der Hammer: Dortmund wird Meister. Und zwar mit Abstand.

Deutschland huldigt Philipp Lahm. Mit Recht. Lahm macht das durchaus geschickt. Wenn man mal mitten in der Karriere ein paar Lobeshymen abrufen will, muss man sich nur von einem Amt trennen. Im Falle Lahm handelt es sich um das höchste Ehrenamt Deutschlands. Und schon wieder macht Lahm alles richtig. Erst wird er perfekt Weltmeister, dann tritt er perfekt zurück. Umso perfekter wird er jetzt sicherlich sein Amt als Bayern-Kapitän ausüben.

Als solcher – und hier schalte ich meine leise Ironie aus – stellt er einen wundervollen Gegenentwurf zu Oliver Kahn dar. Der war ja auch Bayern-Kapitän. Allerdings einer von der schlimmen Sorte. Von der Sorte selbsterklärte Führungsspieler, also Kapitän-Kapitän, Vornewegmaschieren, Unbedingterwille, Leitwolf, Eierdabeihaben, Zeichensetzen, Dazwischenhauen und, und, und... Diese Rhetorik hat mich schon immer an Herberger erinnert. Aber ich will Herberger nicht zu nahe treten, vielleicht doch eher an Rolf Schafstall. Dabei sind alle Schafstall-Vokabeln auch Kahn-Vokabeln. Während seiner Expertentätigkeit bei der WM hat er sie dankenswerterweise nur selten benutzt. Vermutlich deshalb, weil er wusste, dass sein Gegenüber Oliver Welke auf diese Vorlagen vorbereitet war. Und vermutlich auch, weil die deutsche Mannschaft ihm keine Gelegenheit gelassen hat, sein Wille-Wörterbuch als Allheilmittel anzuwenden. Musste ja nichts geheilt werden. Wir sind Weltmeister. Auch und gerade weil wir einen Lahm als Kapitän hatten, der sich so erfreulich von Kahn-Stilmittel fern hielt.

Klaus Höltzenbein bringt das in der Süddeutschen Zeitung auf den Punkt, so gut, dass ich das gerne mal wörtlich wiedergebe: „Lahm hat nicht nur dem Fußball, sondern auch dem mittleren Management eine Botschaft hinterlassen: nämlich die, dass es mit der flachen Hierarchie doch funktionieren kann. Er hat aufgeräumt mit dieser Führungsspieler-Legende, dieser Wir-brauchen-Eier oder Wir-müssen-Reizpunkte-setzen-Rhetorik seiner Vorgänger. Lahm hat die Debatte beendet, dass man als flach führender, leiser Kapitän nix gewinnen kann. Er hat im Fußball auf höchster Ebene eine moderne Unternehmenskultur geprägt. Das wird sein historisches Vermächtnis sein.“ Soweit die Süddeutsche.

Stimmt. Aber ich würde gerne noch zwei Dinge hinzufügen. Erstens: Was Interviews betrifft, sollte er bitte an sich arbeiten. Vor lauter Perfektion im Vortrag kann man sich Lahm-Statements nie merken. Was Lahm ins Mikrophon redet, entwertet sich durch Vorhersehbarkeit, und zwar in dem Moment, in dem das gesprochene Wort seinen Mund verlässt. Das kann nicht im Sinne des Kapitäns sein. Seine Antworten sind derart vorhersehbar und aalglatt, dass ich ihn gleich ins deutsche Außenministerium versetzen würde. Dabei würde Lahm sogar dem Steinmeier in punkto diplomatisches Geschick den Rang ablaufen. All das ist eine Qualität, zugegeben, aber keine die den interessierten Fußball-Beobachter fasziniert. Ich selbst dämmere nach einem aufregenden Spiel beim ersten lahmen Satz weg und falle in einen Sekundenschlaf. Das muss nicht sein. Fußball ist doch sonst eine ganz aufregende Sportart.

Zweitens: Bei allen Hymnen auf Philipp Lahm kommt mir die Kaninchenzucht viel zu kurz. Denn es ist tatsächlich wahr: Wie ich bei einer Recherche aus erster Hand erfuhr, stimmt es tatsächlich, dass Philipp Lahm, immer wenn er im Stuttgarter Hotel Graf Zeppelin mit der Mannschaft zu Gast war, täglich mit zu Hause telefoniert hat. Und zwar nicht aufgrund des Heimwehs, nein, er hat sich erkundigt, wie es seinen Kaninchen geht. Täglich! Brownie und Milky Way haben die Beiden geheißen. Inzwischen sind sie im Hasenhimmel. Diese Hintergrundinformation, so scheint mir, hat die deutsche Fachpresse bisher völlig unterbewertet. Möglicherweise ist das der Grund, warum er aus der Nationalmannschaft zurückgetreten ist: Philipp Lahm hat sich neue Hasen gekauft. In Zukunft kann er sich völlig auf seine zwei Herzensangelegenheiten konzentrieren: die Kaninchen und der FC Bayern.

Während die Perspektiven für die Kaninchenzucht anscheinend glänzend sind, muss man beim FC Bayern allerdings ein deutliches Fragezeichen setzen. Das wissen sogar die Bayern: Es sind immer die Spielzeiten nach den großen Turnieren, in denen die Bayern ihre Schwierigkeiten haben. Den Propheten sage ich da nichts Neues. Allerdings gebe ich zu, dass ich beim ersten Blick auf die Durchschnittsprophezeiung kaum meinen Augen getraut habe. Man kann es auch so zusammenfassen: Dortmund wird Meister. Und zwar mit Abstand. Mir fehlen die Worte.

Hier die Durchschnittsprophezeiung nach 13 abgegebenen Vorhersagen:

 

Borussia Dortmund

 
 

2.46

 
 

FC Bayern München

 
 

4.38

 
 

Bayer 04 Leverkusen

 
 

5.38

 
 

Borussia Mönchengladbach

 
 

5.92

 
 

VfL Wolfsburg

 
 

6.08

 
 

FC Schalke 04

 
 

7

 
 

1. FSV Mainz 05

 
 

9.23

 
 

VfB Stuttgart

 
 

9.38

 
 

1899 Hoffenheim

 
 

9.92

 
 

Hannover 96

 
 

10.31

 
 

Hertha BSC

 
 

10.77

 
 

SV Werder Bremen

 
 

11.38

 
 

Eintracht Frankfurt

 
 

11.69

 
 

FC Augsburg

 
 

12.15

 
 

1. FC Köln

 
 

12.69

 
 

SC Freiburg

 
 

13.08

 
 

Hamburger SV

 
 

13.62

 
 

SC Paderborn 07

 
 

15.54

 

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