Statistiksuppe.

Keine zwei Wochen mehr, dann geht die Liga los. Im dritten vor-saisonalen Bulletin analysiere ich die bisherigen Eingebungen und finde das prophetische Salz in der Statistiksuppe: Hertha BSC Berlin.

Es fällt leicht, Fußball-Kommentatoren zu hassen. Tatsächlich war die Leistung des begleitendenden Fachpersonales beim letzten Turnier absolut unterirdisch. Während der Weltmeisterschaftsspiele meckerte es links und rechts von mir ohne Unterbrechung. Vor allem über Bela Rethy. Den hielt ich noch für halbwegs passabel - angesichts des Ex-Leichtathleten Poschmann und des Ex-Schwiegermutterlieblings Simon, bei denen ich mir wünsche würde, sie würden durch Daniela Katzenberger ersetzt. Bei Simon krieg ich nur Pusteln im Ohr. Bei Poschmann versteh ich die Welt nicht. Denn man kann es hören, dass er den Fußball nicht versteht und nur alle vier Jahre ein Fußballspiel anschaut. Aber Rethy? Also erkundigte mich bei einem Meckerer, was Rethy eigentlich falsch macht. „Die Statistiken“, bekam ich zu hören. „Andauernd irgendwelche überflüssigen Statistiken,“ beschwerte sich mein Mit-Gucker. Das mag eine Einzel-Meinung sein. Für mein Dafürhalten nerven auch andere mit Statistiken. Trotzdem will ich jetzt eine Lanze für Bela Rethy brechen – mit einem Bulletin voller überflüssiger Statistiken.

Um es vorweg zu nehmen: Eindeutige Tendenzen gibt es nur bei Paderborn – und das ist etwas so überraschend wie ein Sonnenaufgang am Morgen. Hier die Durchschnittstabelle nach 47 abgegebenen Prophezeiungen

 

Borussia Dortmund

 
 

1.94

 
 

FC Bayern München

 
 

2.02

 
 

Bayer 04 Leverkusen

 
 

4.17

 
 

FC Schalke 04

 
 

4.77

 
 

VfL Wolfsburg

 
 

5.38

 
 

Borussia Mönchengladbach

 
 

5.96

 
 

VfB Stuttgart

 
 

9.13

 
 

1899 Hoffenheim

 
 

9.19

 
 

1. FSV Mainz 05

 
 

10.36

 
 

Hannover 96

 
 

10.45

 
 

SV Werder Bremen

 
 

11.53

 
 

Hertha BSC

 
 

12.26

 
 

Eintracht Frankfurt

 
 

12.47

 
 

Hamburger SV

 
 

12.81

 
 

FC Augsburg

 
 

12.85

 
 

SC Freiburg

 
 

13.96

 
 

1. FC Köln

 
 

14.53

 
 

SC Paderborn 07

 
 

17.23

 

Dortmund vor Bayern. Das verlangt Analyse. Und tatsächlich! Als ich mir die Prophezeiungen genau angeschaut hatte, bin ich schnell auf die Propheten Noll gestossen. Sie setzt die Bayern glatt auf den Relegationsplatz. Das zieht den Durchschnitt gewaltig nach unten. In welchem Ausmaß, zeigt ein Blick auf die Meistertipps. Mehr als 30 Mal wird Bayern als Meister gesehen, nur 14 Mal steht Dortmund an der Spitze der Prophezeiung. Hervorheben möchte ich in diesem Zusammenhang auch die Prophetin Graß. Noll und Graß sorgen dafür, dass auch Gladbach und Wolfsburg einen Meistertipp abbekommen. Wie alles, steht dies unter dem Vorbehalt, dass jeder Prophet noch bis zum jüngsten Spielbeginn am 22. August Verbesserungen vornehmen kann. Trotzdem darf man vorläufig feststellen: Bayern hat zwar einen leicht schlechteren Durchschnitt, ist trotzdem der klare gesamtprophetische Favorit auf die Meisterschaft. Und das ist wieder so überraschend, wie die Sonne, die abends wieder untergeht. Hinter der Jesus-Statue über Rio. Wortreich kommentiert von Bela Rethy. Mit exklusiver Sonnen-Untergangsstatistik.

Die meisten Propheten, mit denen ich gesprochen habe, haben Schwierigkeiten, sich für die Absteiger zu entscheiden. Darum habe ich mir diese Region sehr genau angesehen. Nimmt man die Abstiegsränge mit dem Relegationsplatz zusammen, bestätigt sich das, was die Durchschnittstabelle andeutet: 24 Propheten sehen Köln auf Platz 16 oder schlechter. 18 Propheten entscheiden sich für Freiburg, wenn es darum geht, Direktabsteiger oder Relegationsteilnehmer zu nominieren. Diese Bilanz offenbart erst beim nächsten Abstiegsanwärter den Ausreisser: Hertha BSC Berlin. Das verwundert. Die Berliner liegen im prophetischen Durchschnitt immerhin auf Platz 12, mit einer durchschnittlichen Prophezeiung von 12,26. Hier liegt also die Antwort auf die Frage, was man tun muss, um in dieser Saison die Liga der Propheten zu gewinnen: Berlin richtig vorhersagen. Bei der Hertha sind sich die Propheten extrem uneinig. Manche sehen sie in den Euroleaguerängen, immerhin 11 Propheten erwarten die Herthaner auf den letzten Plätzen. Eine große Streuung. Im Durchschnittstipp liegt beispielsweise Frankfurt knapp hinter Hertha. Auf den Abstiegs- bzw. Relegationsrängen ist Frankfurt nur 9 Mal vertreten. Augsburg und Hamburg übrigens nur 8 Mal. Besonders schonend gehen die Propheten übrigens mit Werder Bremen um. Trotz höchst mittelmäßiger Durchschnittseinschätzung haben sich nur 2 Propheten dazu durchringen können, Bremen auf 16, 17 oder 18 einzuordnen. Aber ich höre schon wieder einige Bremer Stimmen, die stöhnen und behaupten, dass gerade darin das Bremer Problem liegen könnte. Keiner rechnet damit – und prompt passiert’s. Nicht obwohl, sondern weil niemand damit rechnet. Doch aus prophetischer Sicht ist Bremen ein gemähter Wiesenhof. Die Mehrzahl der Propheten hat sie ins untere Mittelfeld gesetzt. Wenn das kein zuverlässiger Indikator ist.

Die aktuellen Prophezeiungen bestätigen: In Deutschland sind wir als Tippgemeinschaft unschlagbar. Schon zwei Spielzeiten lang freue ich mich darüber, dass das Fachmagazin 11Freunde mit seiner gewagten Tipp-Tabelle mit steter Regelmäßigkeit blamiert. In beiden Spielzeiten hätte die 11F-Redaktion bei uns nur hintere Plätze belegt. Nicht trotzdem, sondern gerade weil das so ist, hier ein Blick auf die Tabelle der Kollegen.

Bayern München

Bayer Leverkusen

Borussia Dortmund

VfL Wolfsburg

Schalke 04

VfB Stuttgart

Borussia Mönchengladbach

Mainz 05

1899 Hoffenheim

1. FC Köln

Hannover 96

FC Augsburg

Hertha BSC Berlin

Eintracht Frankfurt

Hamburger SV

Werder Bremen

SC Paderborn

SC Freiburg

Gerne hätte ich an dieser Stelle noch um die Tabelle von Wolf-Dieter Poschmann veröffentlicht, doch ich vermute, er hat unsere Plattform bereits frustiert verlassen. Kickers Offenbach haben wir leider nicht in der Auswahl.