Thuja.

Es ist viel passiert in der Prophetentabelle - und auch beim FC Bayern. Doch das prophetische Bulletin des 25. Spieltages lässt sich nicht täuschen. Das Fachportal für Gartenbau deckt auf: In Wahrheit geht es nur um eine prominente Hecke.

Die Staatsanwaltschaft verzichtet auf Revision. Das war sicherlich die beste Nachricht, die mich zum Wochenbeginn erreichte. Eine weitere Woche mit Uli Hoeneß als Hauptdarsteller hätte ich nicht ertragen. Besonders schlimm erscheint der Endloshoeneß, wenn man eine der Info-Radiostationen hört, um sich auf langer Autoreise auf dem Laufenden zu halten. Statt umfassende Informationen kannte hr-info nur die angeblich so respektablen Annahme des Strafmaßes durch den Protagonisten der Woche. Trotz permanenten Wortbeiträgen blieb für die Ukraine keine Zeit. Auch die Krim war verschwunden. Den malaysischen Flieger hatten die Hessen natürlich auch nicht auf dem Schirm. Ebenso wie Bielefeld. Auf der Suche nach informativen Alternativen geriet unsere Reisegruppe bald ins Sendegebiet von Bayern 5. Dass auf diesen Kanal keine ausgewogenere Berichterstattung zu erwarten war, versteht sich von selbst. Einzig der Verzicht auf aktuelle Nachrichten aus Bielefeld will ich den Radiomachern nicht vorwerfen. Es hält sich sowieso das Gerücht, dass Bielefeld überhaupt nicht existieren würde. Allerdings will ich zugeben, dass mir am Abend eine Talkshow über Bielefeld lieber gewesen. Aber das Thema war vorhersehbar. Nur dass sich die Talkshow verschoben hatte, weil zuvor ein Brennpunkt zum selben Thema eingeschoben wurde. Mir graut schon vor dem Tage, an dem rauskommt, woher die Millionen wirklich stammten, oder zu welchem höheren Zweck sie einst auf Hoeneß Konto landeten. Ich vermute, dass sky dafür eigens einen Sportkorruptionsnachrichtensender einrichten wird.

Wie gut, dass sich die deutschen Nachrichtenredakteure auf die Bayern verlassen können. Wenn sie schon die Meisterschaft langweilig machen können, bringt sich der von Hoeneß geprägte Klub anderweitig in die Schlagzeilen. Und wenn beim FC Hollywood nix los ist, springt der Chef persönlich in die Bresche. Dabei wär das doch gar nicht nötig gewesen. Die Stuttgarter Ultras, die sonst wenig zu lachen haben in dieser Saison, wiesen unlängst darauf hin, dass die Bayern die heimliche Liga der Skandale unangefochten anführen.

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Tatsächlich legen sich Breno, Ribery und Hoeneß mächtig ins Zeug. Warum die Herren so schlagzeilenträchtig leben, ist allerdings weithin unentdeckt geblieben. Höchste Zeit für mich, investigativ zu recherchieren. Was ich dabei finde, ist höchst interessant und so frage ich in die prophetische Runde: Hat jemand etwas Neues von der Hecken-Affaire Paul Breitners gehört? Ich nämlich nicht. Und ich hege den Verdacht, dass die Bayern das skandalöse Treiben ihres Ex-Nationalspielers einfach aus den Schlagzeilen haben wollten. Wer „Breitner“ und „Hecke“ ins Google eingibt, erhält heute noch Nachrichten, die mehr als ein Jahr alt sind. Die anderen Skandale haben offensichtlich ganze Arbeit geleistet. Seriöse Redakteure, das gesamte Schmierenboulevard und sogar die gewöhnlich gut informierte Bloggerschaft sind anscheinend auf das Ablenkungsmanöver reingefallen. Keiner hat die giftige Hecke mehr im Blick.

Was war passiert? Paul Breitner hat eine Thujen-Hecke um sein Häuschen in Oberpframmern gepflanzt und ist dabei mit dem örtlichen Bürgermeister aneinandergeraten, der den Bebauungsplan als Schwert gegen Breitner ins Felde führte. In der Tat sind Thujen giftig, was mitunter schlecht für die Vogelbrut ausgehen kann. Bürgermeister Rottmayer wollte keinen Promi-Bonus gelten lassen und forderte Breitner auf die Hecke zu entfernen. Aber Breitner blieb stur. Jemand, der schon in den 70er-Jahren bayrisches Brauchtum mit kommunistischen Mao-Attitüten vereinen konnte, lässt sich doch nicht von einem demokratischen Würdenträger die Hecke verpflanzen. Nicht mit Breitner. Wie der aktuelle Hecken-Schnitt allerdings aussieht, das kann ich aus der Entfernung leider nicht protokollieren. Das brennend wichtige Thema ist komplett aus den Schlagzeilen verschwunden. Spurlos wie Bielefeld.

Der letzte Funken Respekt vor Paul Breitner ist mir übrigens beim letzten Championsleaguefinale abhanden gekommen. Wer erinnert sich nicht an die völlig albernen Ritterspiele, mit denen die englischen Veranstalter das Finale eingeleitet hatten? Mit Breitner in Rüstung, Schwert und schwerem Geschütz in der Hauptrolle. Selten war eine Gladiatorenrolle besser besetzt. Keine Spur von Ironie in Breitners Gesichtszügen. Bei Frisur und Bart war zwischen Maskerade und Breitnerschem Gesichtsgebüsch kein Unterschied wahrzunehmen. Er passte mindestens so gut in die Inszenierung wie Lothar Matthäus in RTL II. Während sich Lars Ricken, der das Theater für die Dortmunder Seite mitmachen musste, sichtbare Zeichen überbordender Peinlichkeit aus seiner Rüstung sendete, blieb Breitner formvollendet bierernst. Gerüchte aus Oberpframmern besagen, dass er heute noch in der Rüstung hinter der Hecke kauert und alle Redakteure vertreibt, die dort anständig recherchieren wollen. Andererseits: Wer nach Erklärungen sucht, warum die Bayern das Finale tatsächlich gewannen, landet geradezu zwangläufig bei Breitners Überzeugungskraft bei der ritterlichen Darstellung.

Die eben dargelegten Erkenntnisse sollen jedoch nicht den Blick auf die Prophetentabelle verstellen, wo sich doch ich dieser Woche Erstaunliches getan hat. In der zu Grunde liegenden Bundesligatabelle tauschen sich zahlreiche Plätze. Schalke schiebt sich vor Leverkusen. Mainz tauscht mit Wolfsburg. Gladbach schiebt sich wieder vor Augsburg. Auch unten tut sich was. Das Stuttgarter Elend bleibt offenbar bodenlos, während sich Freiburg und Hamburg wieder etwas berappeln können. Das Wechselspiel in der Ligatabelle hat keine geringen Auswirkungen auf die prophetische Rangfolge. Oliver Schneider erscheint wieder an der Tabellenspitze, und das gleich mit einem großen Paukenschlag. 6 Punkte Abstand und 9 Volltreffer, das ist ein klares Statement. Die Hälfte seiner Prophezeiungen sind korrekt, das ist ein starkes Stück. Ehrenprophetin Noll und Prophet Tim Bandisch sind dem Tabellenführer zwar auf den Fersen geblieben, aber ihre 116 Punkte zeugen durchaus von einem respektablen Abstand.

Im Verfolgerfeld aufgetaucht ist plötzlich Prophet Hannes Krauß-Caesar. Der Inhaber des All-time-Volltreffer-Rekords (11 in der Vorrunde der letzten Saison) sprintet um 11 Plätze nach vorne und rangiert im Moment auf Platz 4. Besonders auffällig an diesem Spieltag ist die Vielzahl der aufstrebenden Propheten. Beim Marathon um prophetische Ehren legen manche Wettbewerber einen ordentlichen Zwischenspurt ein. Roland Scheffler gewinnt 20 Ränge und steht nun auf Platz 13. Das Mutter- und Sohn-Team Schmeel zeigt auf und gewinnt 16 Plätze. Falko Kopp, der ewige Bessertipper streckt den wohlfrisierten Kopf an die Luft und springt satte 30 Plätze nach oben. Klasse, lieber Falko, warum nicht gleich so? Auch Schalke-Fan Martin Funk freut sich über einen Zugewinn, der sich lohnt. Starke 32 Plätze macht er gut. Auch dahinter starke Zugewinne allenthalben. Martin Schölkopf gewinnt 20 Plätze, ebenso der amtierende Vize-Prophet Marvin Burmester. Auch Tobias Bähner ist auf schnell, wohlgepflegten Schuhen unterwegs. Plus 29 Plätze springt er nach oben.

Nach unten schauen, das widerstrebt mir momentan als Anhänger des VfB Stuttgart. Darum möchte ich abschließend mitteilen, dass ich mir durchaus bekannt ist, wo Aue, Sandhausen und Ingolstadt liegen. Nach Paderborn, das gebe ich zu, habe ich noch nicht geschaut. Es könnte schließlich vorkommen, dass der ehemalige TuS Schloß Neuhaus in der kommenden Spielzeit eine Klasse über den Wasenkickern antreten wird. Allerdings gebe ich gerne zu, dass ich bei Bielefeld nicht fündig geworden bin. Wer sich im paranormalen Bereich auskennt, weiß sicherlich warum.

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