Unser Roter Prophet: Dada Fuchs.

Erwartungsgemäß zünftig verlief die Verleihung des Pokals für die Rote Laterne. Sie fand sich im Nu umringt von einem Gedeck aus englischem Bier und schottischem Whiskey.

Während bei der mittäglichen Siegerehrung für Helmut Roleder die Sonne im Zenit stand, galt für den Abend und die feierliche Übergabe der Roten-Propheten-Tasse eine Sturmwarnung des Deutschen Wetterdienstes. Also schlossen wir die Fenster der Kneipe namens Fischlabor und begingen dort die anstehenden Feierlichkeiten mit gewisser Würde. Das Resultat: unscharfes Bildmaterial. Eben so unscharf fällt der Blick in die kommende Saison aus Logisch, der Ball rund ist und grundsätzlich alles möglich.

Dada Fuchs, was hast Du Dir bei Deinen Prophezeiungen gedacht?
Das ist schon so lange her, das weiß ich auch nicht mehr genau. Grundsätzlich erinnere ich mich, dass ich gegen Bayern getippt habe und für den VfB Stuttgart. Da bin ich natürlich meinem Herzen gefolgt. An mehr kann ich mich nicht erinnern. Ich hab mir die alte Tabelle vorgenommen und sie in kurzer Zeit heruntergetippt. Und jetzt hab ich einen Pokal bekommen.

Du hattest neben dem VfB Stuttgart die SpVgg Fürth relativ hoch platziert. Gibt es auch eine Affinität zu Fürth?
Nein, tatsächlich nicht. Aber mir war klar, dass es ein Angstgegner des VfB Stuttgart ist. Das hat sich dann recht spät bewahrheitet. Leider waren die Fürther zu diesem Zeitpunkt bereits abgestiegen.

Werfen wir den Blick nach vorn. Wie siehst Du die Ausgangssituation für die nächste Spielzeit?
Nun, eines steht schon fest: Pep Guardiola ist der größte Looser überhaupt. Jetzt, wo Heynckes weg ist, stürzt Bayern dermaßen ab. Das ist die Haltung, mit der ich meinen Platz verteidigen könnte.

Wie siehst Du den Herzensclub VfB in der nächsten Saison?
Eigentlich eine blöde Frage, denn ich darf zugeben, dass seit Labbadia Trainer ist, meine Beziehung zum Verein leidet. Der Lokalpatriotismus ist zwar noch da, aber die hundertprozentige Identifikation fehlt. Darum bin ich bei der Prognose der Stuttgarter etwas vorsichtig. Vielleicht irgendwo bei den Bayern. Auf Platz zwei oder drei.

Du hast Dich ja nicht nur prophetisch, sondern auch künstlerisch mit Fußball befasst.
Nun, im Grunde ist es ein reines Stammkunden-Kneipenprojekt. Es geht darum, dass das Libero, eine einzigartige Fußballkneipe in Stuttgart, in der ich wundervolle Fernsehabende verbracht habe, leider schließen musste. Ich wollte die Atmosphäre des Lokals festhalten - und dazu gehören wesentlich die ganzen Typen, die sich darin tummelten. Das ist der eine Teil. Der andere: Man trinkt sich dort die Welt schön. Und so sollen die Bilder aussehen. Darum haben die Fotografien einen ganz eigenen Stil: Schummrig und verschwommen – damit dicht und schön.

Ist das Projekt abgeschlossen?
Noch nicht vollständig. Ein Teil der Bilder ist bereits hängefertig. An einem anderen Teil arbeite ich noch. Wenn es interessiert, der darf mich gerne ansprechen und in der Galerie vorbeikommen.

Was kann man aus dieser Fußballkneipe prophetisch mitnehmen für die nächste Saison?
Wir waren gerne montags dort, und haben nebenher auch immer das Live-Spiel der zweiten Liga verfolgt. Mein Lieblingsspieler war der Braunschweiger Kumbela. Darum sagt mein Gefühl: die Eintracht wird auf dem Relegationsplatz landen.

Wer steigt ab?
Um das zu prophezeien, sollte man sich mit den Geheimnissen der Phonetik beschäftigen. Wer ist jetzt abgestiegen? DüFü. Da könnten dann in dieser Saison BrBr absteigen. Braunschweig und Bremen. Aber das geht nicht, Braunschweig kommt ja auf den Relegationsplatz. Nach der Theorie des phonetischen Abstiegs könnten konsequenterweise HaHa in Schwierigkeiten kommen, Hamburg und Hannover. Obwohl mich mir auch HaHo vorstellen könnte, Hamburg und Hoffenheim. Erst DüFü, dann HaHo, das passt. So könnte es laufen.

Was ist Dein persönliches Ziel für die nächste Saison?
Nun, wenn ich wieder gegen Bayern tippe, dann ist es nicht unbedingt das, was mit dem Ausdruck „oben angreifen“ gemeint ist. Mein erklärtes Ziel ist der vorletzte Platz. Ich will mich Saison für Saison verbessern. Auch wenn ich dann keine Tasse mehr bekommen sollte. Vielleicht sollte man dafür noch einen Pokal erfinden. Vielleicht der „Grüne Prophet“ als Zeichen der Hoffnung, speziell für den Vorletzten. Apropos Tasse: Ich würde anregen wollen, dass man die Tassen in Zukunft andersrum gestaltet. Wenn sie ein Rechtshänder in die Hand nimmt, ist das Logo vorne. Das ist aber bei allen Tassen gleich. Das Wichtige ist aber der Titel. Bei mir der „Rote Prophet“. Das sollte doch nach Möglichkeit vorne sein. Im Moment es quasi eine Linkshändertasse.

(Bei der angesprochenen Galerie handelt es sich um die Galerie f75 in Stuttgart. Zur Kontaktaufnahme mit dem Künstler empfiehlt sich ein E-Mail an fuchs-post@t-online.de)