Alles wird gut!

Am Freitag starten die Bundesligen die Saison 2020/21. Selbst nur mit ausreichendem Abstand betrachtet ist das in Krisenzeiten ein guter Grund zur Freude…

Wenn es ginge, würden vermutlich die allermeisten Menschen auf dieser Welt das Jahr 2020 liebend gern gegen ein anderes umtauschen, aus einer Zeit, als die Welt für sie vielleicht nicht perfekt, aber dennoch im Großen und Ganzen in Ordnung war. Die Angst um die eigene Gesundheit oder um die anderer, unsichere berufliche Perspektiven, finanzielle Einbußen und handfeste existenzielle Sorgen verdüstern vielen den Blick auf ein hoffnungsvolles Morgen. Menschen gehen mit derartigen Bedrohlichkeiten und Lebenskrisen sehr unterschiedlich um. Da ist Resilienz gefragt, sprich eine hohe psychische Widerstandsfähigkeit und Kompetenz zur Bewältigung von Lebenskrisen, um diese ohne anhaltende Beeinträchtigungen zu überstehen. Dazu gehören auf jeden Fall ein hohes Maß an Kreativität, um die Zukunft unter erschwerten Bedingungen neu zu gestalten und eine gehörige Portion Optimismus.

Den Stehaufmännchen dieser Welt ward die Resilienz vermutlich einst schon in die Wiege gelegt. Egal wie schlimm es um ihr Leben bestellt ist, auf die Frage – Wie geht’s? – kennen sie nur eine Antwort – Bestens! Mit großem Ausrufezeichen. Arm aber sexy! Erfolglos und trotzdem glücklich! Mit hoher Resilienz gesegnete Menschen finden immer Mittel und Wege, aus jeder Situation das Beste zu machen. Die Zauderer und Pessimisten dieser Welt erkennen in solch grenzenlosem Optimismus keine Strategie zur Lösung irgendwelcher Probleme, aber, wie sie selbst zur Genüge wissen, das Jammern allein, das hilft ihnen auch nicht weiter. Wiederum andere verschließen die Augen vor der Realität und tun einfach so, als wäre nichts gewesen. Und wer genügend Geld hat, kann sich das mit der Resilienz im Grunde ja schenken. Nur, glücklich macht das Geld allein, bekanntermaßen auch noch nicht. Und wer sich, finanziell krisensicher ausgestattet, die Resilienz auch sparen kann, der spart sich leider meist die Empathie gleich mit. Teufel noch eins, von wegen Solidarität! Was geht mich das Elend der anderen an? Erst in schlechten Zeiten zeigt sich klar, auf wen und was man sich im Leben verlassen kann.

Und was hat das Ganze nun mit Fußball zu tun? Jede Menge. Der Fußball und die Fußballclubs der Bundesligen stecken in einer gewaltigen Krise. Ein resilienter Umgang mit diesem Dilemma, ist leider nicht bei jedem Verein zu erkennen. Die einen deckeln ihre Ausgaben und senken die Gehälter, die anderen pochen auf ihren luxuriösen Status Quo und scheuen nicht mal davor zurück, dazu auch staatliche Finanzhilfen in Anspruch zu nehmen. Und empathische Solidarität ist von den Großen für die Kleinen auch in Krisenzeiten im Fußballgeschäft nicht zu erwarten. Die DFL und der DFB tragen ebenso nur wenig zu einer gemeinsamen und konstruktiven Krisenbewältigung in den Ligen bei, die einen optimistisch in die Zukunft des Fußballs blicken ließe. Auch bei den Fußballfans ist in Krisenzeiten Resilienz gefragt. Die einen würden sich wie Bolle freuen, wenn sie zu den wenigen Auserwählten gehören, die nun am Wochenende ein paar lebendige Geister bei den Geisterspielen geben dürfen. Andere wiederum wenden sich unter solchen Bedingungen frustriert von ihrer Leidenschaft ab. Fußball mit Abstand ist nicht mehr ihr Ding. Sie wollen nicht mit dieser Krise umgehen, sondern nur, dass sie gefälligst jetzt und sofort und zwar schleunigst aufhört. Wie bereits gesagt, erst in schlechten Zeiten zeigt sich klar, auf wen und was man sich verlassen kann.

Die stets optimistisch auf die Zukunft vorausschauenden Ligapropheten wissen natürlich, dass besondere Umstände auch besondere Maßnahmen erfordern und lassen sich deshalb trotz allem den Spaß am Fußball nicht verderben. Jede Krise nimmt einmal ein Ende. Wann das sein wird, wissen auch die Propheten der Liga nicht. Aber immerhin wissen sie doch recht genau, wie die Tabelle am Ende der nun trotz aller Widrigkeiten startenden Saison aussehen wird. So oder so, auf jeden Fall wird alles gut! Überhaupt und immer und sowieso!

 

 

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