Es war einmal ein Königreich

Aufstieg und Fall des FCBayrischen Königreiches
Das ultimative Sittengemälde in fünf Bildern

Erstes Bild: Der Aufstieg

Das Königreich FCBayern war ein Staat in Mitteleuropa. Es hatte seinen Ursprung in einem hervorragenden Spielergeschlecht, das Mitte der 1960er Jahre des letzten Jahrhunderts die Macht auf den Feldern der Bundesliga an sich riss. Für die großen Feldherren war es eine günstige Zeit. Nicht lange war es her, dass sich Deutschlands Fußballgebiete in einer althergebrachten Kleinstaaterei verloren. Wechselweise übernahmen regionale Fürsten die meisterlichen Insignien. Doch es kam die Zeit als in einer großen Strukturreform die deutsche Bundesliga besiegelt wurde. Keine zwei Jahre später strebte das Königreich FCBayern an die Spitze. Nachdem sie einige Spielzeiten die Lage sondierten, übernahmen die FCBayern in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Macht. Es waren die Maier, Beckenbauer, Müller und Breitner, die eine Herrscherdynastie bildeten, die die deutschen Bundesligagebiete über Jahrzehnte hinweg dominieren sollte.

Zweites Bild: König hinter den Kulissen

Ein Metzgerssohn namens Uli Hoeneß war ihr Gewieftester. Er erwies sich zwar auf dem Felde als verwundbar, besonders wenn es nacht wurde in Belgrad, aber er verstand sich hervorragend auf Finanzen. Früh zog er sich zurück aus den vorderen Reihen auf den Fußballfeldern. Stattdessen schmiedete er im Hintergrund eiserne Allianzen mit denen, die Kommerz und Kapital in Händen hielten. Der listige Hoeneß hatte vor allen anderen erkannt, welche Mittel man benötigte, um sich die Macht zu erhalten. Die FCBayern ließen ihn gerne gewähren. Sein goldenes Händchen sicherte ihnen über Jahrzehnten die Vorherrschaft auf Deutschlands Bundesligafeldern. Der FCBayrische Hof wurde immer prunkvoller. Die Jahre, in denen die Ernte karg blieb, setzten sie ihre Güter ein, um die Formationen ihrer Gegner wirkungsvoll zu plündern. Schon in dieser Zeit beherrschte der gewiefte Hofminister Hoeneß die FCBayrischen Lande. Sein Wort galt, auch wenn andere auf dem Kaiserthron Platz nahmen, wie sein Freund Franz, der geniale Beckenbauer. Der wahre Machthaber war der Metzgerssohn. In dieser Zeit gewannen die FCBayerischen Fanländereien im ganzen Land und darüber hinaus. Sie befohlen nach Belieben. Sie richteten sich die deutschen Bundesligaangelegenheiten nach eigenem Gutdünken her – unter anderem stellten sie sicher, dass ihnen stets mehrere Zehnte aus dem gemeinsamen Bundesligatöpfen zustanden.

Drittes Bild: Die Schattenwirtschaft

Mit den Jahrzehnten begann das FC-Bayrischen Personal in die eigene Tasche zu wirtschaften. Kaiser Beckenbauer vermehrte seinen Reichtum durch Verkauf seiner Stimme an den Meistbietenden, wobei er ohne Furcht war von den dunklen Fürsten des Ostens. Der heimliche Herrscher Hoeneß verhandelte längst mit einem Nachfahren Napoleons, dem schillernden Louis-Dreyfuß, der im Austausch mit bayrischen Marken-Insignien das Privatvermögen des Hoeneß mit reichen Schenkungen mehrte. Des Königs Adjudant, der stets rotblasse Rummenigge, begnügte sich mit billigem Uhrenschmuggel, doch möglicherweise war er gewiefter als manche dachten. Denn Napoleons Nachfahre pflegte nicht nur einen zu umgarnen. Die Geschichtsschreiber wurden niemals habhafter Beweise ansichtig, die belegen konnten, dass Louis-Dreyfuß an den Adjudanten nicht sparte. Aber es darf als gewiss gelten, dass der Franzose die Gepflogenheiten bei Hofe kannte. Nur so ist zu erklären, warum später als König Hoeneß fiel, ihm niemand von FCBayrischen Hofe Böses unterstellen wollte. Die Blutsverwandten hatten längst die Reichtümer unter sich aufteilt. Die Dynastie hielt ihre Tore dicht. Zumal der französische Gönner längst eines natürlichen Todes starb.

Viertes Bild: Dekadenz

So ging das Jahre und Jahrzehnte. So lange, bis auch die Zeit des Königreichs gekommen war. Journalistische Agenten begannen, missgünstige Berichte zu erstatten. Von Labtops und Notebooks wurden bei Zusammenkünften Hetzschriften verlesen, die den König ins Mark trafen. Die verleumderischen Attacken aus den eigenen Reihen zeigten Wirkung. Das inzwischen zu Dekadenz und Schwachsinnigkeit neigende Herrschergeschlecht flüchtete sich in fantasievolle Wahrheitskonstrukte, die sie in wirren Regierungserklärungen, sogenannten Pressekonferenzen, verkündeten. Damit verscheuchten sie ihre letzten treuen Hofberichterstatter.

Fünftes Bild: Der leise Untergang

Auch bei der Besetzung der Prinzregenten kam ihnen in den letzten Jahren ihrer Herrschaft das notwendige Geschick abhanden. Nachdem ihnen der letzte geniale Stratege, der spanische Feldherr Guardiola, den Rücken gekehrt hatte, fiel eine tiefe Mutlosigkeit über das FCBayrische Königshaus. Es hätte frisches Blut benötigt. Stattdessen beriefen sie die braven aber minderbegabten Salihamidzic und Kovac, um die herrschaftswichtigen Geschäfte zu besorgen. Dekandent und zaudernd kochten die vormals großartigen FCBayern ihr biederes Süppchen. Die Ära der FCBayrischen ging glanzlos zu Ende. Es brauchte keine neue Großmacht, um sie vernichtend schlagen. Sie gingen zugrunde an ihrer ureigenen Arroganz. Ihre Herrschaft war aus der Zeit gefallen. Auch die selbstherrliche Entlassung ihres braven Prinzregenten Kovac konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Niedergang unaufhaltsam war. Der Letzte, der sie hätte retten können, wäre der Trainermogul von Liverpool gewesen. Doch der hatte andere Pläne.

 

 

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Wer sich lieber den schönen Geschichten aus dem Königreich Württemberg zuwenden möchte:
Von meinem jüngst erschienen Buch sind noch ein paar Exemplare zu ergattern.
Eine Geschichte vom Metzgerssohn ist auch drin, schließlich ein gebürtiger Ulmer.

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