Körperhygiene und andere werbliche Standpunkte

Während der EM kommt es in puncto Körperhygiene zum Meinungsverschiedenheiten zwischen Jürgen Klopp und Joachim Löw.

Ob wir es so genau wissen wollten? Joachim Löws Standpunkte zur Körperhygiene können wir jetzt nachlesen. In diesem Fall war der Insiderdienst Welt online überaus dienstbar und hat unserem Bundestrainer während des Interviews beherzt ins Haar gegriffen. Jürgen Klopp dagegen fasst sich an den Bart und stellt fest: Wer rasiert, verliert. So spiegeln sich die gegensätzlichen Spielsysteme von Dortmund und der Nationalmannschaft in den Ansichten Körperpflege. Mats Hummels wird schon eine Gratwanderung unternehmen müssen, will er es beiden recht machen. Er ist zur Zeit der einzige Dortmunder, der sich in der Stammformation der Nationalmannschaft widerfindet.

Die Körperhygiene-Debatte verweist mit Deutlichkeit auf die Tatsache, dass Fußballer sich lautstärker in der Werbung bemerkbar machen, als dies noch vor Jahren der Fall war. Das Fachmagazin HORIZONT hat aktuell eine kleine Auswahl der Werbeauftritte der bekanntesten Nationalspieler zusammengestellt.

Logi Löw: Nivea
Bastian Schweinsteiger: RightGuard, Intersnack
Lukas Podolski: Pepsi, Hyundai
Mario Gomez: Puma, bwin, BOSS
Manuel Neuer: bwin, Coca Cola zero
Miro Klose: expert
Thomas Müller: REWE, Müller, BiFi, bwin
Mario Götze: Mercedes-Benz, Kellogg's, Nike

Tatsächlich tummeln sich die Ballsportlerso zahlreich wie noch nie in den Werbeblöcken zwischen den Spielen. Auch und vor allem Bastian Schweinsteiger. Es scheint, als ob ein verschossener Elfmeter mehr werbliche Sympathiepunkte bringt als ein getroffener. Schließlich werden 26% aller Elfmeter verballert. Das dürfen wir ruhig zugeben: Von uns hat doch jeder als Jugendspieler oder Gelegenheitskicker schon mal einen verballert. Damit sind wir auf Augenhöhe mit Schweinsteiger. Einer von uns. Was knabbert er? Funny Frisch!

Trotzdem zeichnet die Werbe-Offensive ein helles Bild des kickenden Personals. Um dies zu verdeutlichen, hilft ein Blick auf unsere EM-Elf aus dem Jahr 1988: Immel, Herget, Brehme, Kohler, Borowka, Matthäus, Thon, Rolff, Mill, Klinsmann, Völler. Eingewechselt: Pflügler, Littbarski. Aus werblicher Sicht konnte hier nur der Sturm überzeugen. Alle anderen Ideen mußten schon damals in der Mülltonne landen. Borowka für Clausthaler alkoholfrei, Immel für die Bausparkasse Schwäbisch Hall, Wolfgang Rolff für Schauma Shampoo. Hinterher wünschte man sich, diese Ideen wären schon damals überzeugend gewesen.

Fußballerisch und werblich sind wir heute besser dran. Obwohl vereinzelt Kritisches zu hören ist. Ganz extrem sieht es der Markenpsychologe Gert Gutjahr. "Das bringt den Unternehmen gar nichts," lässt er sich in der Frankfurter Allgemeinen zitieren. Er hält viel vom selbstbewußten Konsumenten und argumentiert mit dem Erfolg der Piraten-Partei. Dieser lege für ihn den offen, wie selbstbestimmt die Verbraucher heute sein wollen. Platte Vorbilder, wie sie die Fußballer abgeben, würden dementsprechend niemanden mehr beeindrucken. Gutjahr empfiehlt deshalb, man möge die Finger von teuren Werbestars lassen, und Vorbilder aus dem Alltag nehmen, zum Beispiel Lebensretter oder unbekannte Nobelpreisträger. Für die werblich vernachlässigte Mannschaft von 1988 ist dies allerdings auch keine Lösung.