Verantwortung und Müdigkeit

Willkommen edle Müdigkeit. Draußen kannst du sowieso nichts anfangen. Pfeif auf jeden frühlingshaften Aktionsmus. Stattdessen: Luft anhalten, Bürgerpflicht. Besser zu Hause bleiben. Am besten gleich im Bett. Dolce far niente. Einfach in Seelenruhe zusehen wie Matte und Bauch wachsen. Abtrainieren kannst du später, wenn die Aerosole wieder raus dürfen. du musst nur aufpassen, dass Du nicht schnarchst. Sonst war's umsonst, dass Du den Bildschirm zur Video-Konferenz ausgeschaltet hattest.

Master of Relax

Mit Arbeiten ohne Bildschirm kennt sich der Bundesjogi bestens aus. Vor dem Spiel gegen Nordmazedonien hat er's zugegeben. Wörtlich: "Ich habe mich gestern Abend mit Nordmazedonien beschäftigt. Ich hatte das Gefühl, dass sie mit allen Wassern gewaschen sind." Gestern abend? Also immerhin einen Tag vor dem Spiel! Der Bundestrainer macht es vor. Zuletzt hatte er im November letzten Jahres richtig Stress. 0:6 gegen Spanien. So ein Erlebnis kann müde machen. Da hat er garantiert jeden einzelnen Tag gedacht, ach, Nordmazedonien... das reicht morgen noch, wenn ich die Video-Analyse anschaue. Und dann morgen, ach, übermorgen ist auch ein Tag, und Nordmazedonien so weit fort ... und dann kam plötzlich Weihnachten dazwischen, das Fest ging bekanntlich nahtlos über in diese tiefe, schwere Frühjahrsmüdigkeit. Da tret ich lieber zurück, hat der Bundesjogi gedacht. Und bei alledem hat er Nordmazedonien total vergessen. So geht's halt, wenn du so im Rücktrittsstress bist. Du prokrastinierst so lange, bis du es vergessen hast.

Ist ja ein wahnsinniger Stress als Bundestrainer. Da kann man schon mal den Überblick verlieren. Keine vier Monate hast du Zeit - und dann ist schon wieder Spieltag. Und du denkst heimlich, ach... wenn Island und Rumänien gut laufen, dann läufts gegen Nordmazedonien wie von selbst. Aber plötzlich. Gleich nach dem Abpfiff gegen Rumänien, da fällt's dir wieder ein. Nordmazedonien, genau! Ich wollt' doch noch... jetzt aber schnell, Scheitel sitzt, Videoanalyse an. Mindestens so viel muss ich kapieren, dass ich vor der Presse einen intelligenten Satz raushauen kann.

Rampensau

"Mit allen Wassern gewaschen" ist es geworden. Den Satz hat der Bundesjogi überall aufgesagt. In der Medienkonferenz, bei den Presseinterviews, vor dem Spiel bei RTL. Immer: "mit allen Wassern gewaschen". Immer den selben Satz. Immer mit allen Wassern. Einfach zu müde für Variation. Reicht doch. Blöd nur, dass Gähnen ansteckend ist. Die Sportwissenschaft steht noch vor einem Rätsel. Warum ist das so? Warum steckt Gähnen eigentlich an? Das hat der Bundesjogi auch nicht gewusst. Darum hat er heimlich gegähnt auf der Bank und den Timo Werner dabei angesteckt. Da war der sofort müde. Sekundenmüdigkeit. Kennt man ja. Das kann sogar passieren, wenn du frei vor dem Tor stehst und dein Trainer gähnt dir was. Das steckt halt an. So ist das halt - und am Ende bist du zu faul, um Qatar zu boykottieren. Praktisch, dass sich das von selbst erledigt, wenn du vor dem Tor verpennst, dann kannst du dich nicht qualifizieren, dann musst du auch nicht boykottieren.

Head of Global Soccer

Jetzt dauert es nicht mehr lange, dann hat der Jogi die volle Erleuchtung erlangt. An diesem Tag wird aus Jogi ein Felix. Dann tauscht er seinen Espresso gegen Tee. Dann schwebt der heilige Medizinball über dem Ex-Bundesjogi. Der Magath nämlich totalerleuchtet seit kurzem. Hatte auf seine alten Tage bei Flyeralarm angeheuert. Als Head of Global Soccer. Als Chef über die Superclubs Würzburger Kickers und Admira Wacker Mödling. Aber dann ist dem Magath vor lauter Verantwortung die Müdigkeit in die Glieder gefahren. Alle Nase lang den Trainer entlassen, was ein Aufwand! Bei der Admira hat der Erleuchtete in einem Jahr die Trainer Klaus Schmidt, Michael Horvath, Zvonimir Soldo und Patrick Helmes entlassen. Aktuelle Position der Admira: Tabellenletzter. Da kannst du schon frühjahrsmüde werden.

Der Magath ist letzte Woche bei der Admira zurückgetreten. Es sei "immer schwieriger geworden, die eigentlich festgelegte Agenda erfolgreich umzusetzen," hat der Magath gesagt. Er wolle sich jetzt komplett auf die Würzbürger Kickers konzentrieren. Die Kickers haben am Wochenende gegen Sandhausen verloren. Aktuelle Position: Abgeschlagener Tabellenletzter. Bei den Würzburger Kickers hat der Magath in dieser Saison dem Aufstiegstrainer Michael Schiele entlassen, dann den Marco Antwerpen, dann den Bernhard Trares und jetzt sitzt der Ralf Santelli auf der Trainerbank. Aber Magath weiterhin super gechillt. Dem Marco Antwerpen hat er bei seiner Entlassung gesagt, dass der Trainer jetzt in Ruhe weiter arbeiten könnte. Halt nur woanders. Und ich finde schon: Von dem Magath und dem Löw können wir uns alle eine Scheibe abschneiden. Von wegen Aufregungskultur. Immer schön gechilled bleiben. Müdigkeit genießen. Das denkt sich auch der Magath. Wenn der nochmal einen Trainer entlässt, dann hat er glatt Schalke eingeholt. Und das wär arg angerannt.

(Cat-Content: Danke an Sabri Tuczu on Unsplash)

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