Sportsfreunde der Woche: Greuther Fürth

Allmächd! Die SpVgg Greuther Fürth hat am vergangenen Sonntag ihren allerersten Heimsieg in der Bundesliga errungen. Eine Lobesrede auf die tapferen Fürther Franken …

Die Zahl „Drei“ hat am Ronhof in Fürth eine magische Bedeutung. Neben dem „Drei im Weggla!“ am Stadionwurststand und den „Drei Kleeblättern“ im Wappen ziert nun auch der erste „Dreier“ in einem Bundesliga-Heimspiel die traditionsreiche Geschichte des Vereins. Harvard Nielsen stellte mit seinem Treffer zum 1-0 den Heimsieg in der hart umkämpften Partie gegen Union Berlin sicher. Endlich drei Punkte! Sie funkeln nun wie die drei silbernen Spitzen des fränkischen Rechens in der Statistik der aktuell größten Fußballmacht im Frankenland. So recht daran geglaubt, dass dieses während dieser Saison einmal geschehen könnte, hat in Fürth vermutlich niemand. Nach zwölf, teilweise sehr hohen, Niederlagen in Folge und nur einem Punkt auf der Habenseite kurz vor der Winterpause, ist das nur allzu verständlich. Und das sehr kurze Bundesliga-Gastspiel der Fürther in der Saison 2012/13, als die verhasste Konkurrenz aus der Nachbarstadt Nürnberg ebenfalls mit von der Partie war, hat am Ronhof auch niemand vergessen. 17 Heimspiele und kein Sieg! Einer Schmach folgte die andere! Und nur selten war damals einer der berühmtesten Kalauer während der Fußballübertragungen in der Stadionkonferenz im Radio zu hören: „Fürth führt in Fürth!“ Ihre erste Bundesliga-Saison schlossen die Kleeblätter trotzdem, wenn auch als Letzter, noch mit respektablen 21 Punkten ab.

Davon sind die Fürther in der aktuellen Saison mit nur vier Punkten nach 15 Spieltagen noch meilenweit entfernt, doch es spricht viel dafür, dass zumindest der Rekord von Tasmania Berlin, dem absoluten Synonym für Erfolgslosigkeit in der Bundesliga, am Saisonende von den Fürthern nicht gebrochen wird. Die Fürther scheinen zwar dem Abstieg kaum noch entrinnen zu können, sind aber um einiges besser zu bewerten als es der aktuelle Tabellenstand vermittelt. Der Fürther Trainer Stefan Leitl hat mit dem Kapitän Branimir Hrgota, Sebastian Griesbeck, Jetro Willems, Harvard Nielsen und dem Torhüter Sascha Burchert sehr erfahrene Spieler auf dem Platz, die zusammen einem ganzen Stall ambitionierter Jungspunde die Richtung vorgeben. Der Trainer legt dabei mit seinem auf das Kurzpassspiel ausgelegten System höchsten Wert auf spielerische Lösungen, mit denen sie auch bereits in der Aufstiegssaison in der Zweiten Liga zu glänzen wussten. Die aktuelle Situation der Kleeblätter ist weniger ein Qualitätsproblem und größtenteils auf eine höchst ungewöhnliche Verletzungsmisere zurückzuführen. Gleich sechs der zuvor etatmäßigen Stammkräfte befinden sich mit schweren Knie- und Bänderverletzungen teilweise seit vielen Wochen im Krankenstand. 

Dazu gehören neben dem Torhüter Marius Funk, ganz aktuell, mit Justin Hoogma, Gideon Jung und Nick Viergever auch die drei Innenverteidiger, die zuvor bei Fürth die Abwehrarbeit recht erfolgreich zu gestalten wussten. Das sind Verluste, die von einem Aufsteigerverein dieser Größe kaum zu kompensieren sind. Besserung ist so schnell nicht in Sicht und Gegentore sind deshalb sozusagen vorprogrammiert. Es wäre im Vergleich in etwa so, wenn bei den ruhmreichen Bayern Upamecano, Süle und Hernandez für die Verteidigung langfristig ausfielen und Manuel Neuer noch dazu. In so einer Lage stünden die Münchner vermutlich heute auch nicht dort, wo sie momentan stehen. Die mit dem symbolträchtigen Kleeblatt auflaufende Fürther Truppe ist derzeit alles andere als mit Glück gesegnet. Was die Fürther jedoch in dieser Misere unglaublich sympathisch macht, ist die Ruhe und Geschlossenheit, mit der sie sich durch diese schweren Zeiten kämpfen. Niemand sucht intern oder extern Schuldige und beklagt in der Presse entschuldigend die Umstände der blamablen Tabellensituation, was ihnen in der Liga Respekt einbringt und allzu viel Häme erspart. „Aufgeben sei für ihn keine Option“, stellte der Trainer Stefan Leitl kürzlich dazu fest. Seine Mannschaft und allen voran der Torhüter Sascha Burchert hat dieses Statement gegen Union Berlin auf dem Platz vorgelebt. 

Es spricht einiges dafür, dass die Fürther in den verbleibenden 19 Spielen dieser Saison noch für die eine oder andere Überraschung sorgen und das Tabellenbild zu ihrem Vorteil korrigieren könnten. Die zwei anderen momentanen Kellerkinder, Bielefeld und Augsburg, reißen auch keine großen Bäume aus. Eine zusätzliche Motivation könnte für Fürth ein am Ende der Saison durchaus mögliches Relegationsspiel gegen die Clubberer aus Nürnberg sein. Das wäre vermutlich für beide Vereine ein kaum zu toppender Höhepunkt in dieser Saison, wenn in dem Land, „in dem die Hasen Hoasen haßen“, die Rangfolge in einer Relegation neu ausgespielt würde. Schau mer amol!

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