Das Heft in die Hand genommen: Zeitspiel #20

Der ideale Lesestoff zur Länderspielpause: Zeitspiel Ausgabe #20 erscheint unter bewährter Mitwirkung prophetischer Kräfte. Eine total objektive Heftkritik. Mit Girlanden.

Leute ziehen Leute an. DJs wissen das. Wirte auch. Wenn Tische und Tanzflächen leer sind, fällt die Prognose für die nächsten zehn Minuten leicht. Am wahrscheinlichsten ist, dass die Leere erhalten bleibt. Wo niemand ist, will niemand hin. Da muss man kein Prophet sein. Den Effekt fürchtet längst auch die Bundesliga. Max Eberl bezeichnete die Rückkehr der Fans "wichtiger als das Geldverdienen". So kann man es ausdrücken, wenn man es scheinheilig haben will. Eberl weiß nur zu gut, dass leere Stadien wie leere Tanzflächen wirken. Das will niemand sehen, nicht mal im Fernsehen. Für Profifußball als Geschäftsmodell ein feuergefährlicher Zustand. Lieber heute kleine Brötchen backen, um morgen wieder kräftig abzusahnen. Eberl hat es nur fanvertäglicher formuliert.

Verstärker (Blumfeld)

Der Fußball braucht die Masse. Er lebt von vollen Stadien und euphorisierten Menschenmengen. Er braucht die Bilder der Fans, die gerade vergessen haben, dass es nur Fußball ist - und darüber hinaus sich selbst vergessen haben. Spätestens nach der 1:0-Führung. Die Ekstase steckt an. Sie ist der Boden, auf dem Helden, Mythen und Legenden wachsen. Jahrzehnte haben die Profiligen von etwas gelebt, das sie selbst nicht vollständig erklären können. In dieser Zeit schoss Fußball als Ereignis in den Himmel. Ein einfaches Spiel, das unter maßgeblicher Unterstützung der Kommerzialisierung zu einem grenzenlosen Hype aufgebläht wurde. Stets in der Hoffnung, wir mögen alle Einlaufkinder im Gemüt bleiben, selbst wenn wir schon siebzig sind. In Deutschland wird mit Profifußball soviel umgesetzt wie mit Tiernahrung. Beide Branchen leben davon, dass die Menschen auf ihr liebgewonnenes Pläsierchen nicht verzichten.

Don't believe the hype (Public Enemy)

Natürlich ist es gewöhnungsbedüftig, wenn wir die Abstände zum Stadion so konstant halten müssen wie bei einer gut justierten Viererkette. Wenn Schalke gegen Bremen spielt, schauen so viele zu wie sonst bei Beutelsbach gegen Großheppbach. Anderseits: Ist doch schön, schließlich kicken überall elf gegen elf und wer mehr Tore schießt, gewinnt. Das Magazin Zeitspiel weist seit seiner ersten Ausgabe auf diese Tatsache hin: Zeitspiel nimmt die Kreisklasse so wichtig wie den Profifußball. In diesen Tage erscheint die Ausgabe 20 – mit einem Thema, das in die Zeit passt wie die Hygienemaske ins Gesicht von Kalle Rummenigge: Identität.

You'll never walk alone (Gary and the Pacemakers)

Was Identität mit Abstand zu tun hat, bringt Herausgeber Hardy Grüne in seinem Vorwort auf den Punkt: "Für viele Fans war die Corona-Zwangspause eine (erste?) Auseinandersetzung mit dem eigenen Fan-Dasein, und nicht wenige stellten beim Abgleich mit den persönlichen Wertvorstellungen ein schiefes Bild fest. Resultat: Die Liebe zum Fußball bröckelt. Doch Fußball-Identität ist ein ganz besonderes Bündnis, das sogar fester ist als jede Eheverbindung." Diese Verbindung wird in vielen Beispielen auf 100 Seiten Zeitspiel auf Herz und Herzblut untersucht. Zeitspiel #20 handelt von Liebe und Boykott, von Hinwendung und Abwendung, von Engagement und Gleichgültigkeit, von politischer, sozialer, ethnischer und religiöser Identität.

Auch die prophetischen Bulletinschreiber haben ihren Teil zum prallen Heft beigetragen. Bernhard (Ubbenhorst) sprach mit Bernard (Dietz). Bernd (Sautter) mit dem Schalker Fan-Aktivisten und Neu-Propheten Stefan (Barta). Die feine Titelgestaltung kommt von Jan (Zablonier), einem Propheten der ersten Stunde. Als bekennende Mitglieder des Zeitspiel-Teams kommen wir nicht umhin, eine ebenso objektive wie dringende Leseempfehlung auszusprechen: Zeitspiel statt Nationsleague! Un. Be. Dingt.

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