So sieht's aus: Die Propheten der Saison

Was für Zeiten. Welch eine Spielzeit. Trotz allem: Die deutschen Profiligen haben ihren letzten Spieltag absolviert – damit stehen auch bei uns die Sieger fest: Herzlichen Glückwunsch an die Propheten der Saison 19/20.

Das haben selbst die fähigsten Prophetinnen und Propheten nicht vorhergesehen. Wir hatten sie auch nicht danach gefragt. In dieser Saison wurde endlich deutlich, wie unwichtig dieser Sport von Natur aus ist. Diejenigen, die damit ihre Brötchen verdienen, waren entsprechend dankbar, dass sie überhaupt spielen durften. Das Privileg ihren Beruf auszuüben, verdankt die Branche einzig und allein der Tatsache, dass man ihr via TV-Übertragung beim Kicken zuschauen kann. Dafür waren in den letzten Spieltagen mehrere hygienische Kraftanstrengungen unter besonderer Rücksichtnahme der Areosole vonnöten. Und alles nur, damit wir dasselbe Finale erleben wie in den letzten acht Spielzeiten. Wenigstens am Schluß ein vertrautes Bild: Bayern ist Meister. Man feiert vornehm im kleinen Kreis der Reichen.

Ganz ehrlich: In den letzten Monaten war auch bei den Propheten der Liga die Spucke etwas eingetrocknet. Fußball wurde zwar wieder gespielt. Der Spaß am Ganzen stellte sich erst mit gewisser Verzögerung ein. Kicken in pandemischen Zeiten ist wie ein Dribbling auf der Außenlinie. Zumal sich in diesen Tagen herausstellt, dass diejenigen, die schon ohne Pandemie am wenigsten zu lachen haben, am schlimmsten von den Folgen der Krise getroffen werden. Und wir schauen den Besserverdienern zu, die verhältnismäßig ungestört ihren Beruf ausüben. Wir bezahlen sie sogar anständig via Sky, DAZN oder GEZ und Werbezeitenkonsum. Während die Pflegerinnen und Pfleger weiterhin kämpfen um bessere Bezahlung. Der Applaus, den wir ihnen gönnten, kam zwar von Herzen. Und doch würden wir uns alle ein System wünschen, welches sie ebenso honoriert wie die Kicker, denen wir zujubeln.

Andererseits: Kein Fan muss sich für sein Hobby schämen. Kein Fußball ist ja auch keine Lösung. Darum ging die Bundesliga weiter – und dank vollautomatischer Prozesse wurde auch die kleine, aber feine Trittbrettfahrerliga, die wir als Liga der Propheten kennen, entsprechend fortgesetzt. So spricht nichts, aber auch gar nicht dagegen, dass wir die Sieger gebührend feiern. Hoch leben diejenigen, die die Krise von Werder, das Scheitern des HSV und den Durchhänger von Schalke ahnten. Respekt all denjenigen, die um die unerklärliche Stärke von Freiburg wussten und ansonsten richtig einschätzen, dass Geld beim Toreschiessen irgendwie nützlich ist.

Aber selbst, wenn du all das weißt, und sogar prophezeist: Ohne den Instinkt, ohne Näschen, ohne den absoluten siebten Fußballsinn landest du nicht vorne. Darum jetzt genug der geschwürbelten Bemerkungen. Ab zum Feiern. Bitteschön.

Prophet der Saison 2019/20: Martin Schölkopf

136 Punkte am Saisonende. Das gab's noch nie. Mit neuem Allseason-Record gewinnt Prophet Schölkopf unseren kleinen Wettbewerb. Damit kein Areosol spritzt, verzichtet die prophetische Gemeinde auf den gemeinsamen Hardchorus, gratuliert aber mit unbändiger Herzlichkeit dem großen ersten Propheten der Saison 19/20. Glatte 10 absolute Volltreffer, da kann man wirklich nicht meckern. Die kleinen Verschiebungen am letzten Spieltag waren entscheidend. Am Schluß war es ein enges Rennen! Meine lieben Prophetinnen und Propheten: Eine besonders tiefe und huldvolle Verneigung ist angebracht, findet ihr nicht auch?

Vize-Prophet der Saison 19/20: Thomas Breier

Das freut den Hymnenschreiber besonders, schließlich hat er wie Prophet Breier einen Auricher Migrationshintergrund. Nein, nichts mit Ostfriesland. Gemeint ist dieses legendäre Aurich bei Vaihingen/Enz, das aufgrund seiner Tallage leider all zu oft übersehen wird. Aber die Eingeborenen wissen: Beste prophetische Fähigkeiten bekommt man, wenn man dort aufwächst. Hat was von Gen-Delphi. Und Thomas Breier ist sowieso der beste von all denen. Nehmt also bitte alle Hymnen, die heute über Mario Gomez gesungen worden, und stellt Euch vor, dass Prophet Breier ein noch viel besserer, coolerer Typ ist. Dann kommt ihr unserem Vize-Super-Prophet ziemlich nahe. Respekt und Anerkennung für Thomas Breier.

Ehrenprophet der Saison 19/20: Bernhard Luipold.

Ehre, wem Ehre gebührt: Prophet Luipold, der Dritte der Tabelle wird mit 8 Volltreffern Ehrenprophet. Zwar zwei Punkte weniger als der erste Prophet, aber so ist das bei der Tour de France und der Liga der Propheten. Zwei Ehrenpreise werden nicht an einen Propheten vergeben. Schön, dass der Dritte in der Tabelle auf diese Weise auch gebührend geehrt wird. Bernhard Luipold, große seherische Qualitäten. Schaut Euch seine Prophezeitung an. Die ersten fünf komplett richtig. Und dann noch drei weitere. Krass verdienter Pokal. Es ist uns eine Ehre.

Roter Prophet der Saison 19/20: Claus Vogt

Nee, echt jetzt? Tatsächlich! Der große Präsident des bald-wieder großen Bundesligsten VfB Stuttgart räumt den Pokal des roten Propheten ab. Und zwar unangefochten! Kein Geringerer als der Gründer des FC PlayFair! war so sportlich und fair für die Liga der Propheten in dieser Spielzeit den Rückraum abzusichern. Umsichtig! Vorbildlich. Ganz nebenbei freuen wir uns, dass der Liga-der-Propheten-Pokal künftig neben fünf Meisterschaftsschalen des VfB Stuttgart stehen wird. Wir hoffen trotzdem, dass die Neuverpflichtungen des Aufsteigers nicht darunter leiden müssen, dass der VfB nun etwas Budget dafür abzwacken muss, den Briefkopf entsprechend zu aktualisieren.

Zweitliga-Prophet der Saison 19/20: Frank Teufel

Prophet Berzel konnte seinen Platz an der Sonne nicht verteidigen. Prophet Kathmann hat mit einer letzten Kraftanstrengungen versucht, den Teufel vom Thron zu stossen. Aber der lacht sich eins und schnappt den Pokal. Unser herzlicher Glückwunsch geht an Frank Teufel zum Gewinn der Liga der Propheten in der Zweitliga-Version. Letztlich gewinnt Prophet Teufel deutlich mit 4 Punkten Vorsprung. Von den ersten Vieren hat er drei richtig vorhergesehen. Den vierten Platz, über den sich in Hamburg manche wundern, wusste Frank Teufel schon vor der Saison. Soviel Weisheit gehört geehrt.

Herzlichen Glückwunsch an alle. Wir freuen uns auf die Siegerehrungen.

(Und vielen Dank an Unsplash und Warren Wong für das Bild)

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